Als mein Neffe drei war, hatte er zwei Herzenswünsche: er wollte vier sein und mutig. Mittlerweile hat er beides geschafft, er ist achtzehn, hat bald Abitur und hofft, dass seine Mutter und ich ihn nicht beim Abiball blamieren. Ich fand diese Aussage so herzzerreissend, dass ich sie zum Titel dieses kleinen Blogs gemacht habe.
Wenn der Weltschmerz zuschlägt, so richtig wie Mike Tyson, mir die Tränen eigentlich den ganzen Tag in den Augen stehen, wenn ich den ganzen Tag friere, egal wie das Wetter ist. Wenn ich im Spiegel eine fette, hässliche Frau sehe, die Pickel hat und graue Haare, die geschmacklos gekleidet ist und böse aussieht. Wenn sich die Gefühlswelt auf Einsamkeit, Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit beschränkt, die Optimistin sich nicht aus ihrer Ecke traut, weil die Pessimistin triumphierend und wütend herumhüpft und dauernd "ich hab's gewusst" schreit. Wenn ich mich und mein Leben erbärmlich finde, weil ich nichts kann, nichts vorzuweisen habe und in allen Bereichen versagt habe. Wenn mich alles so ungeheuer anstrengt und ich wütend werde, auf alle, die gute Laune haben und mich dafür dann umso mehr hasse, dann brauche ich unbedingt etwas Schönes, Warmes, Tröstendes, das mir hilft, den Tag zu überstehen.
Für heute könnten das sein:
I am Kloot, weil John Bramwells Stimme wie eine Umarmung ist, aus der man sich nie wieder lösen möchte. Wie schön und tröstlich es ist, diesen kleinen komischen Mann Lieder über "love and desaster" singen zu hören.
Ein Schaumbad, am besten mit dem Creamy Candy Bubble Bath von Lush, dessen dicke, fette Schaumdecke sich mit ihrem Duft nach Süßigkeiten über das Gedankenchaos legt.
In der Wanne Frauenzeitschriften lesen. Natürlich während im Hintergrund I am Kloot läuft. Darüber nachdenken, es in diesem Herbst mal wieder mit Lippenstift zu probieren, obwohl er bei mir nie, nie hält, statt darüber, dass die Welt zum Teufel geht.
Vor dem Bad eine Riesenportion Chili verdrücken. Und ich meine: eine wirkliche Riesenportion, so groß, dass danach der Bauch aussieht wie im 5. Monat. Und dabei Die Simpsons und Exklusiv gucken.
Nach dem Bad, wenn ich wie ein Vanillekipferl dufte und der Chili-Bauch nicht mehr so riesig ist, mein neues Kleid anprobieren und an den schönen Abend denken, an dem ich es zum ersten Mal ausführen werde. Memo an mich: an diesem Tag bitte keine Wagenladung Chili essen.
Ganz fest daran denken, dass es am Samstag ganz warm werden wird und ich mit Lena ins Kino gehen kann.
Ich habe nie gute Vorsätze für's neue Jahr. Das mag daran liegen, dass ich bei den üblichen Verdächtigen schon längst ein Häkchen gemacht habe. Rauchen aufhören? Ich hab' nie geraucht. Weniger Alkohol trinken? Ich trinke ungefähr 6 mal im Jahr Alkohol, vermutlich wäre weniger gefährlich. Sport machen? Mach' ich schon, fühl' mal meinen Bizeps. Nee, besser doch nicht. Aber Sport mach' ich. Gesünder essen? Pffff, seit Jahren. (Oh Gott, wenn ich das lese, sollte ich mir vielleicht vornehmen, nicht der langweiligste Streber auf Erden zu werden. Aber nein, da habe ich ja schon vorgesorgt. Wenn ich anfange, jahreszeitbezogene Fensterbilder mit Window Color zu malen, schlägt L. mich k.o.). Wenn ich etwas tun will, dann tue ich es. Oder ich lasse es. Oder ich kann mich nicht entscheiden und jammere. Aber ganz sicher nicht an einem bestimmten Datum. Und ich hasse Silvester. Diese übertriebene Erwartungshaltung, ein Jahr endet, ein neues beginnt, da muss doch die b...
23.02., 16 Uhr, alles ruhig in der Armbeuge 23.02., 17 Uhr, waaaaah! 24.02., 7 Uhr, es ist immer noch da. Nach dem Geburtstagsessen meines Schwagers (es gab den Himalaya aus Kässpätzle mit einem Nebengebirge aus geschmälzten Zwiebeln, diese gutbürgerlichen Restaurants immer, als gäb's nie wieder was zu Essen), Monster malen ("ich mal Fresso und du Glotzer"), Fratzen-Fotos und Sofa schleudern mit den Kindern, wollte ich eigentlich nur kurz ins Tattoo-Studio, um mich nach einem Termin zu erkundigen und dann schnell nach Hause, ich fühlte mich wie Fresso (ich habe das Kässpätzle-Zwiebel-Gebirge selbstverständlich aufgegessen). Der nette junge Mann warf nur einen kurzen Blick auf meinen Entwurf, zog die Augenbrauen hoch und sagte: "Des kann man schon machen, aber eigentlich geht Tattoo anders." Und "Termin brauchsch' dafür net, Termin brauchsch' nur für richtige Tattoo, des mach' ich glei, mir isch eh' langweilig." Das ist ...
1000 Fragen an mich selbst - eine Idee, die ich irgendwo im Internet aufgeschnappt habe und die mir gefallen hat. Weil ich gerne über mich nachdenke und erzähle und weil ich Lust darauf habe, wieder etwas hier zu schreiben. Und weil es schön ist, mal andere Fragen zu beantworten als "Kommt das in der Klausur dran?" oder "Können wir heute mittag frei kriegen?" (Anwort: Erstens ja, zweitens nein.). Vielleicht komme ich gar nicht weiter als bis Frage 40, vielleicht doch. Vielleicht bin ich die Einzige, die Lust darauf hat, aber das wäre ja auch okay. Also fange ich einfach an. Wann hast du zuletzt etwas zum ersten Mal getan? Ich habe neulich das erste Mal die Note "ungenügend" vergeben. Das hat sich sehr komisch angefühlt und überhaupt keinen Spaß gemacht. Mit wem verstehst du dich am besten? Mit meinem Freund. Der gleichzeitig auch mein bester Freund ist. Worauf verwendest du viel zu viel Zeit? Unnötige Grübeleien. Was wenn meine Beziehung...