Direkt zum Hauptbereich

Posts

Es werden Posts vom 2017 angezeigt.

Ein Brief zum Jahrestag

Lieber E, heute ist es genau zwei Jahre her, seit ich Dich das letzte Mal gesehen habe. Wie (fast) immer haben wir uns zum Essen getroffen und wie immer hast Du das Restaurant vorgeschlagen. Ein thailändisches Restaurant, in das ich nie gegangen wäre, weil es sich so gut versteckt hat. In einer kleinen Nebenstrasse der großen Einkaufsmeile, zwischen Primark und Uniqlo, neben McDonalds, Dönerbuden und Billig-Chinesen, wo man für 5 Euro soviel Glutamat essen kann, wie man schafft, bevor es einem schlecht wird, war der Eingang so schwer zu finden, dass ich sogar Siri um Hilfe bitten musste. Und als wir dann am Tisch saßen, habe ich Dich damit aufgezogen, weil Du hierher wolltest, wo neben thailändischem Essen auch thailändische Massagen auf der Karte stehen. Du hast gelacht und gesagt "warte einfach ab". Und natürlich hattest Du Recht - dieses Essen! Die besten vietnamesischen Frühlingsrollen der Welt. Das beste Phad Thai Gai der Welt. Und der beste Freund der Welt.

Weihnachten

Manchmal, eigentlich gar nicht so selten, passiert es mir, dass ich nach dem Öffnen von Geschenken denke "Was soll das denn? Kennt der/die mich überhaupt?" und ich glaube, es ist mir anzumerken, dass ich mich nicht freue. Bei Höflichkeitsgeschenken von Irgendwem ist mir das egal, aber bei Menschen, die mir nahe stehen, schäme ich mich dafür. Weil diese Worte von Cheryl Strayed mich daran erinnern, wie blöd meine Gedanken sind. Es kann so schnell vorbei sein und es sind ganz andere Dinge, die zählen. One Christmas at the very beginning of your twenties when your mother gives you a warm coat that she saved for months to buy, don’t look at her skeptically after she tells you she thought the coat was perfect for you. Don’t hold it up and say it’s longer than you like your coats to be and too puffy and possibly even too warm. Your mother will be dead by spring. That coat will be the last gift she gave you. You will regret the small thing you didn’t say for the rest of your

Throwback Sunday

Nicht neu, aber ich freue mich immer noch darüber. Eine Heldin meiner 20er singt eines meiner ewigen Mitsinglieder in einer aktualisierten Version. Und sie ist immer noch toll. Das Video liebe ich ebenfalls nach wie vor. Erinnert sich noch jemand daran, wie wichtig Videos waren? Und es passt mit all dem Schnee gut in die Jahreszeit. Auch wenn ich vor dem Fenster nur traurige Pfützen sehe.

The good cry

  Es war mir immer peinlich, wenn ich in der Gegenwart anderer Menschen weinen musste. Im Kino war okay, aber nur, wenn es ein trauriger Film war. Aber ansonsten: Tränen bitte nur in den eigenen vier Wänden und wenn niemand dabei ist, außer der besten Freundin vielleicht. Das habe ich jahrelang so gemacht, bis das Leben beschlossen hat mir zu zeigen, dass es grausam sein kann, furchteinflössend und auf die Art hoffnungslos, die alles schwarz färbt. Es warf mit schlechten Nachrichten um sich und es gab keine Möglichkeit mich hinter einem tapferen Lächeln oder einem schiefen Witz zu verstecken, die Fassade war ab, alles lag frei. Also weinte ich. Ich weinte auf der Strasse, im Restaurant, am Telefon, auf Spielplätzen und in Parks, während ich Baguettes aß, die aus irgendeinem Grund mit Schinken und Bananen belegt waren. Und es war mir sowas von scheißegal, ob andere Menschen das sehen oder was sie von mir denken oder wie ich dabei aussehe. Die Tränen waren notwendig, dami

I knit so I won't kill people

via makinology.tumblr Ich stricke gerne. Weil nach einem langen Tag das Gedankenknäuel im Kopf so schön entwirrt wird, wenn man sich auf das Zählen von Maschen und Reihen konzentriert - Stricken ist Yoga mit Nadeln, der Kopf wird frei, ohne dass man sich verrenken muss. Weil es ein so gutes Gefühl ist, zu sehen, wie aus einem langen, langen Faden etwas entsteht, das es vorher noch nicht gab und das nur, weil ich mit zwei Nadeln wackle. Wow. (Es ist wie beim Brotbacken, unglaublich, wie durch meine Hände und Wärme aus Mehl und Wasser Brot entsteht. Brot!) Deshalb mag ich es, kaufe mir jedes Jahr die Brigitte mit der Strickbeilage (zweimal im Jahr Brigitte , die mit den Strickmustern und die mit der Plätzchenbeilage), habe Stricknadeln in allen Längen und Durchmessern. Auch wenn ich nicht wirklich gut bin und so gut wie nie etwas aus der Brigitte nachstricke. Aber beim Stricken ist für mich tatsächlich der Weg das Ziel. Und wenn das Ziel ein Schal oder eine Babydecke

Eyecandy

Die Musik von OK Go ist vielleicht manchmal nur so mittelspannend, aber verdammt nochmal, Videos machen können sie. Und verdammt nochmal, in dieser grauen trüben Novembersuppe brauche ich Farbe.

Jugendliebe reloaded

Als Trainspotting rauskam, hat dieser Film mich richtig, richtig umgehauen. Ich habe ihn im Kino gesehen, ich habe ihn mir auf Video geholt (erinnert sich noch jemand an Videotheken?) und wir haben den Soundtrack rauf und runtergehört. Born slippy,   Lust for Life ,  Perfect Day. .. Im letzten Herbst habe ich dann den Trailer für T2 gesehen und wollte den Film auf keinen Fall verpassen, endlich mal wieder ins Kino gehen, hurra. Das mit dem Kino hat natürlich nicht geklappt. Vergessen, zu müde, keine Lust rauszugehen, ist ja schon dunkel, he, das Kino, das Filme in der Originalfassung zeigt, ist voll weit weg, he, warum läuft er nach nur 12 Wochen nicht mehr, Unverschämtheit. Vor ein paar Wochen haben wir den Film dann endlich gesehen, iTunes sei Dank, und ich mochte ihn. Ich mochte, wie die Geschichte weitererzählt wurde, es war ein bisschen, als würde man alte Bekannte nach 20 Jahren wieder treffen und bei sich denken "wow, unglaublich, dass die noch leben!". Und "p
We imagine things that we wouldn’t be able to survive, but in fact, we do survive. We have no choice, so we do it. - Joan Didion. Joan Didion mag ich so sehr. Und ihr Buch über den Verlust ihres Mannes und die Trauer, aus dem dieses Zitat stammt, bedeutet mir viel. Meine Mutter hat in ihrer Version etwas ähnliches am Sterbebett meines Vaters gesagt: "So traurig es ist, das Leben geht weiter." Ich glaube, diese Haltung hat ganz viel dazu getan, dass wir weitermachen konnten. Noch weiter machen können.

Noch ein Brief

Lieber E, heute ist dein Geburtstag, schon der zweite, an dem du nicht da bist. Ich will bald mal wieder bei dir vorbeischauen, vielleicht aber auch nicht. Als ich das letzte Mal da war, hat mich dein Grab so traurig gemacht. Nicht etwa, weil mir aufgegangen wäre, dass du mir nie wieder schreiben wirst, ich nie wieder ein Buch lesen werde, dass du mir empfohlen hast, wir nie wieder ein neues Restaurant ausprobieren werden - in beiden Bereichen wird es nie jemanden geben, der dir das Wasser reichen kann, Essen und Lesen, das waren unsere großen Themen und du sowas wie mein Guru -,  das ist mir jeden Tag klar. Es hat mich traurig gemacht, wie verwahrlost das Grab aussah. Dir ist das vermutlich egal, wenn es so ist, wie ich es mir für dich erhoffe, tanzt du irgendwo auf deine ulkige Art und Weise herum und hast dein Elend hier schon ganz vergessen. Aber ich bin ja noch hier und ich hätte gerne gesehen, dass es jemandem wichtig ist, sich darum zu kümmern, wie es bei dir aussieht. Hab&

Von Monstern und Menschen

I’ve got 99 problems and 86 of them are completely made up scenarios in my head that I’m stressing about for absolutely no logical reason. Manchmal kommen nachts fiese kleine Monster und zerren an der Bettdecke bis ich aufwache, weil mir kalt ist. Dann machen sie es sich bequem und erinnern mich daran, was für ein unzulänglicher Mensch ich bin. “Du hast doch nicht etwa vergessen, was für einen unpassenden Witz du vor 3 Jahren in dieser Besprechung gemacht hast? Doch? Also von deinen Kollegen weiß das noch jeder, C guckt dich doch seitdem immer so schräg an!” -  “Und weißt du noch, vor 15 Jahren, als du dich auf dieser Party so betrunken hast, weil du traurig warst, und dann warst du fies zu Ps neuer Freundin und bist die Treppe runtergefallen? Tja, P und du, ihr seid nicht ohne Grund keine Freunde mehr!” Und ich liege dann da, mit klopfendem Herzen, und versuche nicht hinzuhören, aber es ist zu spät. Dieser unwichtige Blödsinn, an den sich niemand mehr erinnert u

30 Tage Musik

Vor einiger Zeit gab es bei Twitter den Hashtag #30daysofmusic. Mir hat die Idee gefallen, allerdings bin ich sehr, sehr langsam, was sowas angeht. Und zudem liegt mir Twitter nicht besonders, ich kann mich nicht auf 140 Zeichen beschränken (auch 280 wäre schwierig). Aber es hat mir Spaß gemacht, mich auf diese Art und Weise mit Musik zu beschäftigen, die mir wichtig ist. Dabei heraus gekommen ist eine Playlist, die irgendwie gar nicht zusammenpasst. Aber es ist meine. Tag 1 Tag 2 Tag 3  Tag 4 Tag 5 Tag 6 Tag 7 Tag 8 Tag 9 Tag 10 Tag 11 Tag 12 Tag 13 Tag 14 Tag 15 Tag 16 Tag 17 Tag 18 Tag 19 Tag 20 Tag 21 Tag 22 Tag 23 Tag 24 Tag 25 Tag 26 Tag 27 Tag 28 Tag 29 Tag 30

Der Verstand sagt nein, aber das Herz schreit Disco.

Aber vermutlich ruft mich weder an diesem, noch am nächsten Wochenende (oder an irgendeinem anderen in der näheren Zukunft) die Discokugel, sondern etwas ganz anderes. Ein heißes Bad und ein Buch? Die zweite Staffel Stranger Things ? Ehrlich gesagt ist es wahrscheinlicher, dass ich am Samstag nachmittag losgehe, um Filz zu kaufen und Follow the call of the Discoball nach zu basteln, während ich Fritzcola trinke, als tatsächlich dem Ruf der Discokugel zu folgen - sollte ich ihn überhaupt hören. Früher habe ich das stets getan, ich hätte es gar nicht ausgehalten, ihr verführerisches Raunen zu ignorieren, egal welche Argumente der Verstand vorbrachte; zu Hause bleiben war Zeitverschwendung, schlafen kann ich, wenn ich tot bin, vorher muss ich aber noch trinken und tanzen, basta. Und wo hat es mich nicht überall hingeführt, jeden Abend an einen anderen Ort. Große und kleine, manche ganz nah, andere unvernünftig weit weg. Orte, die man bei Tageslicht nie wieder erkannt hätte, aber jede

Starry, starry night

Die Orioniden sind einer der fünf aktivsten Meteorströme. Sie machen sich alljährlich im ganzen Oktober als Schwarm von Sternschnuppen bemerkbar, am stärksten in den Morgenstunden der Tage vom 19. bis zum 23. Oktober. Eine merkliche Anzahl ist etwa zwischen 12. und 29. Oktober zu beobachten. Das sagt zumindest Wikipedia. Ich frage: Darf man sich auch etwas wünschen, wenn der Sternschnuppenregen sich hinter dicken Wolken verstecken? Wenn man nicht nebeneinander auf einer Decke liegen und fallende Sterne zählen kann, die Hände ineinander verschränkt, Bierflaschen neben sich, weil selbst im wärmsten Oktober die Nächte zu kalt dazu sind? Ach, ich versuch’ das einfach, mit dem Wünschen. Wenn es nicht klappt, warte ich eben auf die Perseiden im August.
elesqprints via etsy Etwas fehlt immer, fehlt für immer. Jemand fehlt immer, fehlt für immer. Aber das bedeutet nicht, dass das Leben leer ist. Gut zu wissen.

Stummer Ohrwurm

via smellslikethenight Ich mit 13 in der Kinderdisco unsrer Kleinstadttanzschule. Jeden Sonntag von 13-18 Uhr.

Kindness & Konfetti

Ich glaube wirklich, dass die Menschen netter zueinander sein sollten. Jeden Tag. Das Leben kann schwer genug sein, da müssen wir es uns gegenseitig nicht noch schwer machen. Aber manchmal ist meine Konfettitüte leer, nix mehr drin, alles aufgebraucht, zu beschäftigt, um neues zu besorgen. An solchen Tagen schaue ich böse und fluche mal lauter, mal leiser vor mich hin, verdrehe genervt die Augen, wünsche alle Menschen ganz weit weg und werde fürchterlich unfair und gemein. Dann denke ich, dass es verboten werden sollte, mit schreienden Babys in ein Café zu gehen, dass die Horden kichernder Teenagermädchen, die die Supermarktkasse vor mir blockieren, mit ihren dämlichen Red Bull Dosen verprügelt gehören und dass man die Fahrräder von Leuten, die in der abendlichen Rush-Hour die S-Bahn blockieren, kaputt treten sollte. Und ich würde die Menschen, die Poster mit so schlauen Sprüchen wie throw kindness around like confetti oder find the beauty in every day online verkau

Im Wochenendhäuschen

Heute so. (Lustig, wie es SchülerInnen tatsächlich schockiert, wenn ihre Lehrerin flucht).

Wissenslücken

Mit youtube kenne ich mich fast gar nicht aus, mit youtube-Stars schon gar nicht. Ich bin alt genug, ohne Bibis Hilfe bei dm einzukaufen, mir reicht eine Wimperntusche und ich will nicht riechen wie ein Donut oder ein Cake Pop. Aber diese Reihe liebe ich und freue mich auf jeden neuen Teil. Auch wenn ich manchmal fassungslos bin, weil die quasi NICHTS wissen, obwohl das doch wohl nur Hits sind, das gehört doch zur Allgemeinbildung, die zu kennen, jetzt mal echt. Auch wenn ich mir wie ein Fossil vorkomme, vor allem wenn eine 16-jährige Nirvana als Musik für Eltern bezeichnet. Aber ich schaue mir das unglaublich gerne an und habe so manchen vergessenen Lieblingssong neu entdeckt. Und ich mag die Teenager und ihre Überzeugung, dass ihnen die Welt gehört. Was ich auch ganz großartig finde: in der Lindenstrasse heißt youtube "Du-Röhre". Kannste Dir nicht ausdenken. Ich hatte das nicht geglaubt, aber in der @Lindenstrasse heißt YouTube wirklich Du-Röhre. pic.twitter.

ein Brief

Lieber E, jetzt ist es schon über anderthalb Jahre her. Ich weiß noch genau wie mein Herz aussetzte, dieser fürchterliche Moment, wenn das Herz schon vor dem Kopf weiß, dass etwas ganz Schlimmes passiert ist, als in meiner Facebook-Timline die Meldung aufploppte, dass du vermisst wirst und die Polizei nach dir sucht. Und mir war sofort klar, dass du tot bist. Ich hab' dich zwar noch angerufen und dir Nachrichten geschrieben, aber ich wusste es. Auch ohne das Schwarz-Weiß-Foto, das du vor deinem Verschwinden hochgeladen hast. Meine Güte, Blumen, die die Köpfe hängen lassen, geht es noch melodramatischer? Dafür werde ich dir irgendwann, wenn wir uns wieder sehen, eine reinhauen. Ich weiß auch noch genau wie ich an diesem kalten Märzsonntag auf dem Weg ins Fitnessstudio weinend mit einem Freund telefoniert habe. Wie ich versucht habe, mir die Angst und die Wut aus dem Leib zu rennen. Natürlich hat es nicht funktioniert und auf dem Heimweg war sie da, die Meldung. Man hat

Booh

via mariainesgul Nach dieser Woche fühle ich mich wie ein Geist - der sehr müde und etwas traurige Geist einer Frau, der mit verwischter Wimperntusche langsam nach Hause schwebt und gar nicht erst versucht, mit rotem Lippenstift wacher auszusehen. Ein Geist, der nichts anderes will, als mit einem Berg Spaghetti Bolognese im Bett noch ein paar Folgen Friends gucken.

Tom Petty, die Musik und das Schreiben

Vor ein paar Tagen ist Tom Petty gestorben. Und es macht mich seltsam traurig. Ich habe einige seiner Songs früher sehr oft und sehr gerne gehört, aber in den letzten Jahren ist Musik irgendwie in den Hintergrund meines Lebens gerutscht. Genauso wie das Schreiben. Beides soll sich wieder ändern, beides fehlt mir, vielleicht kommt daher meine Traurigkeit, vielleicht hat mich die Meldung von Tom Pettys Tod daran erinnert, dass ich etwas Wichtiges zu sehr vernachlässige. Deshalb habe ich wieder einen Plattenspieler gekauft und deshalb versuche ich hier nach langer Zeit wieder weiterzumachen. Und zum Anfang dieses Video, das ich sehr mag (wie jung Johnny Depp da ist!) und dieses Lied über Möglichkeiten und über das Scheitern.