Direkt zum Hauptbereich

Von Monstern und Menschen




I’ve got 99 problems and 86 of them are completely made up scenarios in my head that I’m stressing about for absolutely no logical reason.

Manchmal kommen nachts fiese kleine Monster und zerren an der Bettdecke bis ich aufwache, weil mir kalt ist. Dann machen sie es sich bequem und erinnern mich daran, was für ein unzulänglicher Mensch ich bin. “Du hast doch nicht etwa vergessen, was für einen unpassenden Witz du vor 3 Jahren in dieser Besprechung gemacht hast? Doch? Also von deinen Kollegen weiß das noch jeder, C guckt dich doch seitdem immer so schräg an!” -  “Und weißt du noch, vor 15 Jahren, als du dich auf dieser Party so betrunken hast, weil du traurig warst, und dann warst du fies zu Ps neuer Freundin und bist die Treppe runtergefallen? Tja, P und du, ihr seid nicht ohne Grund keine Freunde mehr!” Und ich liege dann da, mit klopfendem Herzen, und versuche nicht hinzuhören, aber es ist zu spät. Dieser unwichtige Blödsinn, an den sich niemand mehr erinnert und der lang vorbei ist, ist auf einmal wieder da und die Monster schlagen mir vor, am besten nie wieder aus dem Haus zu gehen, weil jeder auf den ersten Blick erkennen könne, dass ich eine Hochstaplerin bin - ob ich mir das nicht ersparen will? Irgendwann, wenn ihnen langweilig ist und sie sicher sein können, dass ich nicht mehr schlafen werde, verschwinden die Monster und lassen mich zurück. Mit einem Kopf voller Probleme, von denen ich weiß, dass es gar keine sind. Und trotzdem dauert es, sie zu verscheuchen.
Und nicht nur ich bekomme Besuch. A hat erzählt, dass ihre Monster ihr eingeredet haben, sie wäre ein schlechter Mensch, weil sie sich ein Zelt von mir geliehen und nie zurück gegeben hat. Ich hatte ein Zelt? Wirklich? Kann nicht sein, ich habe zelten schon immer gehasst. Ganz sicher? Hmm, habe ich vor Jahren vergessen. Aber die Monster nicht, sie haben A immer und immer davon erzählt. Dass wir uns deshalb so selten sehen, nicht weil sie ein kleines Kind hat und unsere Jobs anstrengend sind und weil das Leben einfach so ist. (Ihr Ex-Freund hat das Zelt übrigens verschimmeln lassen. Und ich bin sicher, dass ihm das nicht den Schlaf raubt.)
Zum Glück hat sie mir nun davon erzählt. Jetzt treffen wir uns bald - wollten wir sowieso schon lange mal wieder machen - und versuchen die Monster wegzulachen. Und wir werden in Zukunft darauf achten, dass sie nicht nass werden und nach Mitternacht kein Futter bekommen.

Ach, und dazu dieses Lied:



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

november rain

Ich hab' den Winter-Blues. Der November ist da und er hat ein paar finstere Gesellen mitgebracht: Kälte, Dunkelheit, Nebel und den düsteren Gedanken, dass das bis April so weitergeht. Ich bin kein Wintermensch. So gar nicht. Ich mag heiße Bäder und riesige Portionen Chili mit Kürbis und am Sonntag Abend um 20 Uhr im Bett liegen und Tatort gucken. Aber ich würde das alles ohne eine Sekunde nachzudenken für helle Tage, laue Nächte und Bauchweh vom vielen Eis essen aufgeben.   Vor allem das Aufstehen ist hart. Wie bitte, es ist schon Zeit? Du spinnst ja, guck' doch mal raus! Ist noch total dunkel, es ist noch mitten in der Nacht! Wieso kann ich keinen Winterschlaf machen? Was ein bisschen helfen kann, aber wirklich nur ein bisschen, ist Musik. Hier mein Instant-Gute-Laune-Tape. Albern, laut, zum rumhüpfen im Bad. Ganz wichtig, um an den Tagen, an denen das Badezimmer von innen zufriert, ein bisschen warm zu werden.  Und sollte die Laune weiter im Keller sein, dann hilf

Hoffnung und Liebe

23.02., 16 Uhr, alles ruhig in der Armbeuge 23.02., 17 Uhr, waaaaah! 24.02., 7 Uhr, es ist immer noch da. Nach dem Geburtstagsessen meines Schwagers (es gab den Himalaya aus Kässpätzle mit einem Nebengebirge aus geschmälzten Zwiebeln, diese gutbürgerlichen Restaurants immer, als gäb's nie wieder was zu Essen), Monster malen ("ich mal Fresso und du Glotzer"), Fratzen-Fotos und Sofa schleudern mit den Kindern, wollte ich eigentlich nur kurz ins Tattoo-Studio, um mich nach einem Termin zu erkundigen und dann schnell nach Hause, ich fühlte mich wie Fresso (ich habe das Kässpätzle-Zwiebel-Gebirge selbstverständlich aufgegessen). Der nette junge Mann warf nur einen kurzen Blick auf meinen Entwurf, zog die Augenbrauen hoch und sagte: "Des kann man schon machen, aber eigentlich geht Tattoo anders." Und "Termin brauchsch' dafür net, Termin brauchsch' nur für richtige Tattoo, des mach' ich glei, mir isch eh' langweilig." Das ist

8 Dinge

Als ich bei Fünf Dinge   mitmachen durfte (immer und immer wieder: danke!), habe ich lange überlegen müssen, welche fünf Dinge es auf meine Liste schaffen. Denn natürlich gibt es mehr als fünf Gegenstände in meiner Wohnung und meinem Leben, die mir etwas bedeuten und ich habe mich dann mehr oder weniger spontan für fünf Dinge entschieden . Abgesehen davon, dass die Seite wunderschön ist, hat sie mich dazu gebracht, viel über dieses Thema nachgezudenken, mich bewusst mit den Gegenständen und ihrer Geschichte auseinander zu setzen und plötzlich war mir beides (Gegenstand + Geschichte) wieder ganz nah und deshalb möchte ich die Geschichten von acht weiteren Dingen erzählen. * Die weisse Spitzenbluse stammt aus dem Nachlass meiner Großtante. Ich kannte sie nicht besonders gut, ich habe lediglich eine vage Erinnerung daran, dass wir sie und ihren Mann mal in Augsburg besucht haben, als meine Schwestern und ich noch klein waren. Aber meine Mutter stand ihr ziemlich nahe und sie habe