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Kindness & Konfetti


Ich glaube wirklich, dass die Menschen netter zueinander sein sollten. Jeden Tag. Das Leben kann schwer genug sein, da müssen wir es uns gegenseitig nicht noch schwer machen.
Aber manchmal ist meine Konfettitüte leer, nix mehr drin, alles aufgebraucht, zu beschäftigt, um neues zu besorgen.

An solchen Tagen schaue ich böse und fluche mal lauter, mal leiser vor mich hin, verdrehe genervt die Augen, wünsche alle Menschen ganz weit weg und werde fürchterlich unfair und gemein.
Dann denke ich, dass es verboten werden sollte, mit schreienden Babys in ein Café zu gehen, dass die Horden kichernder Teenagermädchen, die die Supermarktkasse vor mir blockieren, mit ihren dämlichen Red Bull Dosen verprügelt gehören und dass man die Fahrräder von Leuten, die in der abendlichen Rush-Hour die S-Bahn blockieren, kaputt treten sollte. Und ich würde die Menschen, die Poster mit so schlauen Sprüchen wie throw kindness around like confetti oder find the beauty in every day online verkaufen, gerne anschreien, dass sie mir gar nichts zu sagen haben, an manchen Tagen gibt es nichts Schönes und es ist mir verdammt noch mal zu anstrengend, danach zu suchen.

Ich kann mich in diesen Momenten selbst nicht leiden, aber ich kann nicht anders. Ich bin so müde und ich will nur noch nach Hause, allein sein, die Tür ganz laut zuknallen und erstmal tief durchatmen und losheulen. Ein Schaumbad nehmen und dabei Zeitschriften lesen. Quatschiges Zeug im Internet gucken. Ein Bananenbrot backen und aufessen, ohne dem Mann was abzugeben. John Sinclair Hörspiele hören (was mir nur ein bisschen peinlich ist) und dabei langsam eindösen, bis ich vom Schrei einer hilflosen Frau, die von einem Vampir attackiert wird, aufschrecke. Sausalito Curry Noodles und Frühlingsrollen mit scharfem Dip bestellen. Ein bisschen mit Adriene meditieren, die sich an solchen Tagen tatsächlich wie meine Freundin anfühlt. Und plötzlich - tada - habe ich dann doch etwas Schönes an einem solchen Tag gefunden und die Konfettitüte ist wieder einigermaßen aufgefüllt. Am nächsten Tag kann ich den erschöpften Müttern mit den schreienden Babys wieder zulächeln, die kichernden Teenager lassen mich daran denken, wie ich damals mit zwei Freundinnen im klapprigsten Auto der Welt nach Österreich gefahren bin, nur um Red Bull zu kaufen, weil das in Deutschland noch verboten und deshalb unheimlich cool war und ich suche in Online-Shops nach hübschen Postern, meinetwegen auch mit Sprüchen. Nur die Fahrräder in der S-Bahn, die nerven mich immer - sorry, not sorry.

via gifnews

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