Lieber E, heute ist es genau zwei Jahre her, seit ich Dich das letzte Mal gesehen habe. Wie (fast) immer haben wir uns zum Essen getroffen und wie immer hast Du das Restaurant vorgeschlagen. Ein thailändisches Restaurant, in das ich nie gegangen wäre, weil es sich so gut versteckt hat. In einer kleinen Nebenstrasse der großen Einkaufsmeile, zwischen Primark und Uniqlo, neben McDonalds, Dönerbuden und Billig-Chinesen, wo man für 5 Euro soviel Glutamat essen kann, wie man schafft, bevor es einem schlecht wird, war der Eingang so schwer zu finden, dass ich sogar Siri um Hilfe bitten musste. Und als wir dann am Tisch saßen, habe ich Dich damit aufgezogen, weil Du hierher wolltest, wo neben thailändischem Essen auch thailändische Massagen auf der Karte stehen. Du hast gelacht und gesagt "warte einfach ab". Und natürlich hattest Du Recht - dieses Essen! Die besten vietnamesischen Frühlingsrollen der Welt. Das beste Phad Thai Gai der Welt. Und der beste Freund der Welt.
Als mein Neffe drei war, hatte er zwei Herzenswünsche: er wollte vier sein und mutig. Mittlerweile hat er beides geschafft, er ist achtzehn, hat bald Abitur und hofft, dass seine Mutter und ich ihn nicht beim Abiball blamieren. Ich fand diese Aussage so herzzerreissend, dass ich sie zum Titel dieses kleinen Blogs gemacht habe.