- oder wie mein Chef sagen würde "lebenslanges Lernen isch fei wichtig". Und es gibt tatsächlich ein paar Sachen, die würde ich furchtbar gerne lernen, entweder weil sie so praktisch sind oder weil ich Leute, die etwas davon können, wahnsinnig super finde. Ich glaube, mein Leben wäre spektakulärer, glamouröser, einfacher, lustiger, unkomplizierter und weniger langweilig, wenn ich auch nur eine dieser Sachen beherrschen würde:
1. Auf den Fingern pfeifen. Für den Unterricht, wenn alle damit beschäftigt sind, sich über die krasse Partys in noch krasseren Clubs, die neuen Sachen bei H&M oder den Inhalt der aktuellen InTouch/OK/Cosmo Girl auszutauschen, Schokoriegel durch die Luft zu werfen oder sich über irgendwas zu beschweren (es ist zu früh, können wir bitte eher anfangen, der Kaffee ist alle, Leute, das hatten wir doch schon), wäre das wirklich sehr sehr praktisch. So muss ich entweder rumschreien, was zwar wirkt, aber gar nicht gut für die Stimme ist und außerdem ganz deutlich UNSOUVERÄN verkündet, oder ich sage gar nichts mehr und warte, bis das jemandem auffällt. Was dauern kann, lange dauern kann, zu lange dauern kann. Ein Pfiff, und Ruhe ist. Ganz abgesehen von den vielen anderen Anlässen, wo ein Pfiff angebracht wäre.
Ich hab's schon oft probiert, sogar Anleitungen gelesen und brav geübt, aber es kommt immer nur ein müdes Pfffffff dabei heraus. Schade.
2. Klavier spielen. Klavier spielen ist toll, weil Menschen, die Musik machen können, toll sind. Ich war auch immer eins der Mädchen, das auf Jungs stand, die in einer Band spielten, immer. Ach, diese Musiker...
Das Problem dabei ist, ich will Klavier spielen können, nicht Klavier spielen lernen. Alle meine Versuche, ein Instrument zu lernen, sind bisher an meiner Ungeduld gescheitert. Ich komme überhaupt nicht damit zurecht, eine blutige Anfängerin zu sein. Ich will reinkommen, mich an den Flügel setzen/die Gitarre in die Hand nehmen/die Querflöte ansetzen und dann ganz wunderschöne Melodien erklingen lassen und nicht den Flohwalzer verhackstücken.
Außerdem habe ich momentan kein Geld für ein Klavier, kein Platz für ein Klavier und keine Zeit zum Klavier üben. Denkbar schlechte Voraussetzungen also, aber ach, wie toll wäre das, Klavier spielen zu können.
3. Flaschen mit dem Feuerzeug öffnen. Basisqualifikation, Punkt. Leute, die einen Flaschenöffner am Schlüsselbund haben sind Flaschen; Leute, die Bierflaschen mit den Zähnen öffnen, machen mir Angst; Leute, die prinzipiell nur Getränke sich nehmen, die aus Flaschen mit Korken kommen, erinnern mich an fette braungebrannte italienische Milliardäre mit massig weisser Brustbehaarung und winzigen Badehosen, die am Strand Champagner rumspritzen; Leute, die Bierflaschen mit dem Feuerzeug aufploppen lassen, sind souverän, cool und werden von allen geliebt.
4. Nähen. Schöne Kleider tragen und auf die Frage, wo ich das denn bitte her habe, ganz lässig "hab' ich selbst gemacht" sagen können. Hach, wie cool wäre das denn bitte.
5. Schach spielen. Ich habe keine Ahnung warum, aber ich denke an russische Aristrokraten, die in Pelze gehüllt vor einem knisternden Kaminfeuer sitzen, den ganzen Winter hochkonzentriert Schach spielen, dabei Wodka trinken und Borschtsch essen, was ihre Konzentration nur noch steigert, während sibirische Tiger ums Schloss streifen. Wenn der Frühling kommt, ist die Partie beendet, sie werfen ihre Pelze ab und der Verlierer ertränkt sich aus Scham im vom Tauwasser angeschwollenen Fluss. Was ich noch viel weniger weiß: warum ich das so gut finde, dass ich unbedingt Schach lernen will.
6. Mir die Fingernägel lackieren. Meine Alltagsnägel sind kurz, unlackiert, rund gefeilt, praktisch, sie passen zu mir. Manchmal, in stressigen Zeiten, an schlechten Tagen finde ich mich, mein Leben und auch die Alltagsnägel langweilig, unglamourös, gewöhnlich. Normale Frau, 08/15-Job, nie passiert irgendwas aufregendes. Ich will dann viel lieber so aussehen:
Denn mit solchen Fingernägeln (und diesem Ring) kann man kein langweiliges Leben führen, immer nur aufstehen, zur Arbeit gehen, immer dasselbe erzählen, an die Tafel schreiben, Besprechungen absitzen, zum dm hetzen, Nudeln kochen, vor dem Fernseher sitzen, ins Bett gehen, Licht aus. Nee, nee, wer so aussieht, wacht jeden Tag in einer anderen Metropole auf oder hat zumindest Wohnsitze in New York oder Paris, und muss nie etwas tun, bei dem der Nagellack absplittern könnte, wie Karotten schälen, den Boden schrubben oder mit widerspenstigen Reissverschlüssen kämpfen. Das will ich auch, mache mich ans Werk und scheitere kläglich, der Lack trocknet einfach, es gibt ein großes Geschmiere und Gekleckse und ich gebe auf, nicht mal das kriege ich hin, vielleicht bin ich für großen Glamour nicht geschaffen.Dann gehe ich zu Nana, die die beste Maniküre der Welt macht und mich ausschimpft, weil ich meine Nagelhaut nicht optimal pflege, "schau, die ist ganz trocken, oh, da muss ich schneiden, das wird wehtun" (ihre Stimme klingt mitleidig, aber ich weiß, dass sie denkt, dass ich für so eine Schlamperei ein wenig Schmerz verdiene), ganz genau zu. Innerhalb von Minuten trägt sie drei Lackschichten perfekt auf, nichts verschmiert oder klumpt, was macht sie nur anders, ich benutze doch genau denselben Nagellack, gibt's da einen Trick??? Bis zum Öffnen der nächsten Dose Tomaten habe ich makellose Fingernägel, fühle mich wie eine Diva und bin zufrieden.
Dann splittert der Lack, ich merke, wie unpraktisch dieses Zeug doch ist und dass mein Leben eigentlich doch ganz gut so ist, wie es ist, ohne lackierte Fingernägel.
Aber für nächsten Anfall von Schwermut steht in meinem Badezimmerschränkchen eine Armee von Nagellackfläschchen bereit, vielleicht lerne ich es ja doch nochmal. Und Nana ist zum Glück auch noch da.
1. Auf den Fingern pfeifen. Für den Unterricht, wenn alle damit beschäftigt sind, sich über die krasse Partys in noch krasseren Clubs, die neuen Sachen bei H&M oder den Inhalt der aktuellen InTouch/OK/Cosmo Girl auszutauschen, Schokoriegel durch die Luft zu werfen oder sich über irgendwas zu beschweren (es ist zu früh, können wir bitte eher anfangen, der Kaffee ist alle, Leute, das hatten wir doch schon), wäre das wirklich sehr sehr praktisch. So muss ich entweder rumschreien, was zwar wirkt, aber gar nicht gut für die Stimme ist und außerdem ganz deutlich UNSOUVERÄN verkündet, oder ich sage gar nichts mehr und warte, bis das jemandem auffällt. Was dauern kann, lange dauern kann, zu lange dauern kann. Ein Pfiff, und Ruhe ist. Ganz abgesehen von den vielen anderen Anlässen, wo ein Pfiff angebracht wäre.
Ich hab's schon oft probiert, sogar Anleitungen gelesen und brav geübt, aber es kommt immer nur ein müdes Pfffffff dabei heraus. Schade.
(Nadja Seale) |
Das Problem dabei ist, ich will Klavier spielen können, nicht Klavier spielen lernen. Alle meine Versuche, ein Instrument zu lernen, sind bisher an meiner Ungeduld gescheitert. Ich komme überhaupt nicht damit zurecht, eine blutige Anfängerin zu sein. Ich will reinkommen, mich an den Flügel setzen/die Gitarre in die Hand nehmen/die Querflöte ansetzen und dann ganz wunderschöne Melodien erklingen lassen und nicht den Flohwalzer verhackstücken.
Außerdem habe ich momentan kein Geld für ein Klavier, kein Platz für ein Klavier und keine Zeit zum Klavier üben. Denkbar schlechte Voraussetzungen also, aber ach, wie toll wäre das, Klavier spielen zu können.
(yayforfidgetart via etsy) |
4. Nähen. Schöne Kleider tragen und auf die Frage, wo ich das denn bitte her habe, ganz lässig "hab' ich selbst gemacht" sagen können. Hach, wie cool wäre das denn bitte.
5. Schach spielen. Ich habe keine Ahnung warum, aber ich denke an russische Aristrokraten, die in Pelze gehüllt vor einem knisternden Kaminfeuer sitzen, den ganzen Winter hochkonzentriert Schach spielen, dabei Wodka trinken und Borschtsch essen, was ihre Konzentration nur noch steigert, während sibirische Tiger ums Schloss streifen. Wenn der Frühling kommt, ist die Partie beendet, sie werfen ihre Pelze ab und der Verlierer ertränkt sich aus Scham im vom Tauwasser angeschwollenen Fluss. Was ich noch viel weniger weiß: warum ich das so gut finde, dass ich unbedingt Schach lernen will.
6. Mir die Fingernägel lackieren. Meine Alltagsnägel sind kurz, unlackiert, rund gefeilt, praktisch, sie passen zu mir. Manchmal, in stressigen Zeiten, an schlechten Tagen finde ich mich, mein Leben und auch die Alltagsnägel langweilig, unglamourös, gewöhnlich. Normale Frau, 08/15-Job, nie passiert irgendwas aufregendes. Ich will dann viel lieber so aussehen:
(via pinterest) |
Denn mit solchen Fingernägeln (und diesem Ring) kann man kein langweiliges Leben führen, immer nur aufstehen, zur Arbeit gehen, immer dasselbe erzählen, an die Tafel schreiben, Besprechungen absitzen, zum dm hetzen, Nudeln kochen, vor dem Fernseher sitzen, ins Bett gehen, Licht aus. Nee, nee, wer so aussieht, wacht jeden Tag in einer anderen Metropole auf oder hat zumindest Wohnsitze in New York oder Paris, und muss nie etwas tun, bei dem der Nagellack absplittern könnte, wie Karotten schälen, den Boden schrubben oder mit widerspenstigen Reissverschlüssen kämpfen. Das will ich auch, mache mich ans Werk und scheitere kläglich, der Lack trocknet einfach, es gibt ein großes Geschmiere und Gekleckse und ich gebe auf, nicht mal das kriege ich hin, vielleicht bin ich für großen Glamour nicht geschaffen.Dann gehe ich zu Nana, die die beste Maniküre der Welt macht und mich ausschimpft, weil ich meine Nagelhaut nicht optimal pflege, "schau, die ist ganz trocken, oh, da muss ich schneiden, das wird wehtun" (ihre Stimme klingt mitleidig, aber ich weiß, dass sie denkt, dass ich für so eine Schlamperei ein wenig Schmerz verdiene), ganz genau zu. Innerhalb von Minuten trägt sie drei Lackschichten perfekt auf, nichts verschmiert oder klumpt, was macht sie nur anders, ich benutze doch genau denselben Nagellack, gibt's da einen Trick??? Bis zum Öffnen der nächsten Dose Tomaten habe ich makellose Fingernägel, fühle mich wie eine Diva und bin zufrieden.
Dann splittert der Lack, ich merke, wie unpraktisch dieses Zeug doch ist und dass mein Leben eigentlich doch ganz gut so ist, wie es ist, ohne lackierte Fingernägel.
Aber für nächsten Anfall von Schwermut steht in meinem Badezimmerschränkchen eine Armee von Nagellackfläschchen bereit, vielleicht lerne ich es ja doch nochmal. Und Nana ist zum Glück auch noch da.
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