24. Dezember
Yay, Weihnachten, endlich! Großes Mittagessen bei meinen Eltern, gemeinsam mit Schwester, Schwager, Neffe & Nichte, essen, essen, essen und dann Michel in der Suppenschüssel, kiloweise Plätzchen futtern, We wish you a merry christmas singen und auf den Weihnachtsmann warten.
Meine Mutter hat ein wahnsinniges Essen gekocht und einen Wahnsinnstisch gedeckt, Juli staunt über die von der Lampe baumelnden Christbaumkugeln und weil die Servietten nicht aus Papier und die Serviettenringe mit riesigen Glassteinen besetzt sind, dann legen wir uns die Servietten auf den Schoss, weil man das bei vornehmen Leuten so macht, wie Juli erklärt, und wir heute so tun, als wären wir vornehm. Auf diese Weise bekleckern wir nicht unsere Festtagskleidung (meine Schwester und ich haben darauf bestanden, dass unsere Mutter sich zum Essen umzieht, sie hätte es fertig gebracht, sich in ihren schrecklichen braunrosa Koch- & Putzjogginghosen an den Tisch zu setzen), sondern nur die Servietten. Und das Tischtuch.
Meine Schwester und ich trinken literweise Cola light aus den guten Gläsern, mein Vater und mein Schwager Bier aus der Flasche, die Kinder kriegen ausnahmsweise Fanta. Was und ob meine Mutter etwas trinkt oder isst, ist nicht genau festzustellen, weil sie dauernd herumwuselt, meist, um den Kindern noch etwas zu holen.
Als es endlich zur Bescherung klingelt, mit der Klingel, die ich schon mein Leben lang kenne, stürmt Juli los, Emilia ziert sich ein wenig, sie befürchtet, den Weihnachtsmann im Wohnzimmer vorzufinden und davor hat sie Angst, "Ich will kein Mann mit Bart" sagt sie. Der Weihnachtsmann ist aber schon weiter gezogen, nachdem er das Wohnzimmer mit Geschenken geflutet hat und die Kinder machen aus einem großen Haufen zwei immer noch ziemlich große, einen aus Schleifen, Papier und Kartons, einen aus Loks, Lego, Büchern, Puzzles, Arztkoffern, Puppenbetten, Spukminen und Hochsignalen, sie rufen und quietschen und probieren alles gleich aus, dabei sehen sie richtig richtig glücklich aus. Und ziemlich müde, auf dem Heimweg sind die Augen ganz klein und es wird viel gegähnt, obwohl es noch früh ist. Weihnachten ist anstrengend.
25. Dezember
Am 1. Feiertag sind meine Schwester und ich für das Essen verantwortlich, ich breche also mitten in der Nacht zu ihr auf, damit zu einer kindgerechten Zeit das Mittagessen auf dem Tisch steht (die Kinder lehnen das Essen, das superpünktlich fertig ist, ab, sie sagen, sie hätten keinen Hunger, verschwinden in Julis Zimmer, wo es verdächtig ruhig bleibt, und kehren irgendwann mit nach Schokolade riechendem Atem zurück. Später essen sie noch Pudding und Kekse, das war's.) und wir schnippeln in trauter Eintracht Gemüse in der Küche, wobei mein Schwager uns fotografiert, um diesen historischen Moment festzuhalten, wie er sagt. Unverschämt, wir stehen ganz oft am Herd, zwar so gut wie nie zusammen, aber die Zeiten, in denen wir nicht wussten, woran man erkennt, dass Wasser kocht, hat er nicht miterlebt. Er selbst braucht ungefähr anderthalb Stunden, um einen Obstsalat zu produzieren. Er rechtfertigt sich damit, dass er eben besonders sorgfältig arbeite und die Orangen RICHTIG filetiere, und dafür würden wir ihm noch dankbar sein, nachher beim Essen. Er hat Recht, es ist ein phantastischer Obstsalat. Überhaupt ist das Essen gut, unsere Mutter zeigt sich wie jedes Jahr erleichtert, dass ihre Töchter in der Lage sind, ohne fremde Hilfe und ohne die Küche abzufackeln Nahrung zuzubereiten.
Nach dem Essen verbringe ich drei Stunden auf den Knien liegend damit, mit Juli ein superschweres Legohaus samt Pool, Hund und Außenkamin zu bauen, während Emilia sich hin und wieder auf meinen Rücken oder in das Legogebirge schmeisst. Diese Bauanleitung ist kompliziert und die Teile winzig klein (ich vermute, es soll die Kinder auf das spätere Zusammenbauen von Ikea-Möbeln vorbereiten), aber wir kriegen es hin. Trotz der wenig hilfreichen Kommentare meines Schwagers, der auch diesen historischen Moment dokumentiert, und der Kritik meines Vaters ("Also, dieses Dach hätte man wirklich anderes konstruieren sollen!"), wir sind froh, als er auf dem Sofa einschläft.
Später tanzen die Kinder und ich noch zu ZAZ' "Je veux", Emilias absolutem Lieblingslied, d.h. wir drehen uns wie wild im Kreis, ab und zu werfe ich ein Kind auf's Sofa und meine Mutter ruft dann angsterfüllt "Vorsicht! Pass' auf!" (das Erste, was wir seit langer Zeit von ihr hören, sie hat sich heimlich in die Kinderzimmer geschlichen und aufgeräumt). Das mit dem wilden Drehen und Kinder werfen machen wir solange, bis es Zeit wird zu gehen. Außerdem ist mir ein bisschen schlecht und die Kinder sind völlig verschwitzt.
Zu Hause gehe ich früh ins Bett, Weihnachten ist anstrengend.
26. Dezember
Erholungstag, keine Familie, keine Freunde, niemand, das Telefon ist abgestellt und die Rollläden bleiben unten. Ich liege (liege, nicht sitze) auf dem Sofa, stopfe mich voll und sehe fern. Den ganzen Tag. Im Schlafanzug, mit Kissen und Decke. Außer um Essen zu holen oder auf 's Klo zu gehen, stehe ich nicht auf. Ich sehe zweieinviertel Sissi-Filme, einen Ich heirate eine Familie-Marathon, 3 Folgen Anna (dabei fällt mir auf, dass die 80er echt total 80er waren, und wie viel sich verändert hat, meine Güte, die stellen da ein Baby in einer hässlichen monströsen Tragetasche einfach so auf den Autorücksitz und fahren los und keiner regt sich auf, die Teenager haben's schwer und wissen es nicht mal, sie müssen ohne iPhone, SMS, Facebook, Musicdownloads auskommen, meistens gibt es nur ein orangenes Telefon im Haus und das kann man nicht mal mit sich rumtragen, wie haben wir das nur überlebt. Und alle Menschen tragen unvorteilhafte Kleidung, sogar die bestimmt sehr zierliche Ballerina Anna sieht dank gestreiftem Ballonrock, Leggins und monströser Schulterpolsterlederjacke aus wie ein kleiner Elefant, und findet sich dabei noch totschick, ich weiß noch, ich fand das damals auch und war lange sauer auf meine Mutter, weil sie mir keinen Ballonrock gekauft hat. Danke, Mama!) und den dritten Teil von Fluch der Karibik. Kill Bill Vol. 2 schaffe ich dann nicht mehr. Ich glaube, man kann WIRKLICH viereckige Augen kriegen, jedenfalls sind meine ganz schön müde, zur Sicherheit sehe ich nicht in den Spiegel. Ich bin auch müde, wovon eigentlich. Ach, Weihnachten ist anstrengend. Und wunderbar. Ich freue mich schon auf nächstes Jahr.
Yay, Weihnachten, endlich! Großes Mittagessen bei meinen Eltern, gemeinsam mit Schwester, Schwager, Neffe & Nichte, essen, essen, essen und dann Michel in der Suppenschüssel, kiloweise Plätzchen futtern, We wish you a merry christmas singen und auf den Weihnachtsmann warten.
Meine Mutter hat ein wahnsinniges Essen gekocht und einen Wahnsinnstisch gedeckt, Juli staunt über die von der Lampe baumelnden Christbaumkugeln und weil die Servietten nicht aus Papier und die Serviettenringe mit riesigen Glassteinen besetzt sind, dann legen wir uns die Servietten auf den Schoss, weil man das bei vornehmen Leuten so macht, wie Juli erklärt, und wir heute so tun, als wären wir vornehm. Auf diese Weise bekleckern wir nicht unsere Festtagskleidung (meine Schwester und ich haben darauf bestanden, dass unsere Mutter sich zum Essen umzieht, sie hätte es fertig gebracht, sich in ihren schrecklichen braunrosa Koch- & Putzjogginghosen an den Tisch zu setzen), sondern nur die Servietten. Und das Tischtuch.
Meine Schwester und ich trinken literweise Cola light aus den guten Gläsern, mein Vater und mein Schwager Bier aus der Flasche, die Kinder kriegen ausnahmsweise Fanta. Was und ob meine Mutter etwas trinkt oder isst, ist nicht genau festzustellen, weil sie dauernd herumwuselt, meist, um den Kindern noch etwas zu holen.
Als es endlich zur Bescherung klingelt, mit der Klingel, die ich schon mein Leben lang kenne, stürmt Juli los, Emilia ziert sich ein wenig, sie befürchtet, den Weihnachtsmann im Wohnzimmer vorzufinden und davor hat sie Angst, "Ich will kein Mann mit Bart" sagt sie. Der Weihnachtsmann ist aber schon weiter gezogen, nachdem er das Wohnzimmer mit Geschenken geflutet hat und die Kinder machen aus einem großen Haufen zwei immer noch ziemlich große, einen aus Schleifen, Papier und Kartons, einen aus Loks, Lego, Büchern, Puzzles, Arztkoffern, Puppenbetten, Spukminen und Hochsignalen, sie rufen und quietschen und probieren alles gleich aus, dabei sehen sie richtig richtig glücklich aus. Und ziemlich müde, auf dem Heimweg sind die Augen ganz klein und es wird viel gegähnt, obwohl es noch früh ist. Weihnachten ist anstrengend.
25. Dezember
Am 1. Feiertag sind meine Schwester und ich für das Essen verantwortlich, ich breche also mitten in der Nacht zu ihr auf, damit zu einer kindgerechten Zeit das Mittagessen auf dem Tisch steht (die Kinder lehnen das Essen, das superpünktlich fertig ist, ab, sie sagen, sie hätten keinen Hunger, verschwinden in Julis Zimmer, wo es verdächtig ruhig bleibt, und kehren irgendwann mit nach Schokolade riechendem Atem zurück. Später essen sie noch Pudding und Kekse, das war's.) und wir schnippeln in trauter Eintracht Gemüse in der Küche, wobei mein Schwager uns fotografiert, um diesen historischen Moment festzuhalten, wie er sagt. Unverschämt, wir stehen ganz oft am Herd, zwar so gut wie nie zusammen, aber die Zeiten, in denen wir nicht wussten, woran man erkennt, dass Wasser kocht, hat er nicht miterlebt. Er selbst braucht ungefähr anderthalb Stunden, um einen Obstsalat zu produzieren. Er rechtfertigt sich damit, dass er eben besonders sorgfältig arbeite und die Orangen RICHTIG filetiere, und dafür würden wir ihm noch dankbar sein, nachher beim Essen. Er hat Recht, es ist ein phantastischer Obstsalat. Überhaupt ist das Essen gut, unsere Mutter zeigt sich wie jedes Jahr erleichtert, dass ihre Töchter in der Lage sind, ohne fremde Hilfe und ohne die Küche abzufackeln Nahrung zuzubereiten.
Nach dem Essen verbringe ich drei Stunden auf den Knien liegend damit, mit Juli ein superschweres Legohaus samt Pool, Hund und Außenkamin zu bauen, während Emilia sich hin und wieder auf meinen Rücken oder in das Legogebirge schmeisst. Diese Bauanleitung ist kompliziert und die Teile winzig klein (ich vermute, es soll die Kinder auf das spätere Zusammenbauen von Ikea-Möbeln vorbereiten), aber wir kriegen es hin. Trotz der wenig hilfreichen Kommentare meines Schwagers, der auch diesen historischen Moment dokumentiert, und der Kritik meines Vaters ("Also, dieses Dach hätte man wirklich anderes konstruieren sollen!"), wir sind froh, als er auf dem Sofa einschläft.
Später tanzen die Kinder und ich noch zu ZAZ' "Je veux", Emilias absolutem Lieblingslied, d.h. wir drehen uns wie wild im Kreis, ab und zu werfe ich ein Kind auf's Sofa und meine Mutter ruft dann angsterfüllt "Vorsicht! Pass' auf!" (das Erste, was wir seit langer Zeit von ihr hören, sie hat sich heimlich in die Kinderzimmer geschlichen und aufgeräumt). Das mit dem wilden Drehen und Kinder werfen machen wir solange, bis es Zeit wird zu gehen. Außerdem ist mir ein bisschen schlecht und die Kinder sind völlig verschwitzt.
Zu Hause gehe ich früh ins Bett, Weihnachten ist anstrengend.
26. Dezember
Erholungstag, keine Familie, keine Freunde, niemand, das Telefon ist abgestellt und die Rollläden bleiben unten. Ich liege (liege, nicht sitze) auf dem Sofa, stopfe mich voll und sehe fern. Den ganzen Tag. Im Schlafanzug, mit Kissen und Decke. Außer um Essen zu holen oder auf 's Klo zu gehen, stehe ich nicht auf. Ich sehe zweieinviertel Sissi-Filme, einen Ich heirate eine Familie-Marathon, 3 Folgen Anna (dabei fällt mir auf, dass die 80er echt total 80er waren, und wie viel sich verändert hat, meine Güte, die stellen da ein Baby in einer hässlichen monströsen Tragetasche einfach so auf den Autorücksitz und fahren los und keiner regt sich auf, die Teenager haben's schwer und wissen es nicht mal, sie müssen ohne iPhone, SMS, Facebook, Musicdownloads auskommen, meistens gibt es nur ein orangenes Telefon im Haus und das kann man nicht mal mit sich rumtragen, wie haben wir das nur überlebt. Und alle Menschen tragen unvorteilhafte Kleidung, sogar die bestimmt sehr zierliche Ballerina Anna sieht dank gestreiftem Ballonrock, Leggins und monströser Schulterpolsterlederjacke aus wie ein kleiner Elefant, und findet sich dabei noch totschick, ich weiß noch, ich fand das damals auch und war lange sauer auf meine Mutter, weil sie mir keinen Ballonrock gekauft hat. Danke, Mama!) und den dritten Teil von Fluch der Karibik. Kill Bill Vol. 2 schaffe ich dann nicht mehr. Ich glaube, man kann WIRKLICH viereckige Augen kriegen, jedenfalls sind meine ganz schön müde, zur Sicherheit sehe ich nicht in den Spiegel. Ich bin auch müde, wovon eigentlich. Ach, Weihnachten ist anstrengend. Und wunderbar. Ich freue mich schon auf nächstes Jahr.
Bei uns klingelt auch ein Glöckchen. Und ich ziehe die Jogginghose bereits ab dem 25. nicht mehr aus. Nie war Weihnachten so kuschelig wie dieses Jahr. Drück Dich, Du Liebe.
AntwortenLöschenDas hört sich doch noch gelungenen Weihnachtstagen an! :-) Ich hab's richtig miterlebt :-) Liebe Grüße und einen guten Rutsch ins Jahr 2012!
AntwortenLöschenRike, großartig, oder: die Wochenendflodderei auf eine ganze Woche ausdehnen. Ich hab' mir gestern eine neue Couchhose für Silvester zugelegt... Liebste Grüße!
AntwortenLöschenLiebe Rosie, Du hast Recht, es war RICHTIG gut. Und auch Dir einen guten Rutsch!
Hehe...du bist also auch so ein richtiger Silvester-Fan wie ich,nech? Ich drück am samstagabend schnell die fwd taste, während ich mir raclette im jogger reinschaufel...liebste grüße!
AntwortenLöschenSilvester? Was ist das? Ist das bald?
AntwortenLöschenDer Ausdruck zu dem zwingend die Worte "Was machst Du an" gehören. Bäh!
AntwortenLöschenAch so, also der Tag, an dem bekleckerte Jogginghosen und ausgeleierte Pullis noch wichtiger sind, als an einem normalen Samstag Nachmittag.
AntwortenLöschenLiebe Silke, ich liebe deinen Blog und deine Texte. Ich lese jetzt seit ein paar Monaten mit und wollte das mal sagen :-)
AntwortenLöschenAch Anna, vielen Dank, das freut mich wirklich sehr!
AntwortenLöschen