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Mein guter Vorsatz.

Ich habe nie gute Vorsätze für's neue Jahr. 
Das mag daran liegen, dass ich bei den üblichen Verdächtigen schon längst ein Häkchen gemacht habe.
Rauchen aufhören? Ich hab' nie geraucht.
Weniger Alkohol trinken? Ich trinke ungefähr 6 mal im Jahr Alkohol, vermutlich wäre weniger gefährlich.
Sport machen? Mach' ich schon, fühl' mal meinen Bizeps. Nee, besser doch nicht. Aber Sport mach' ich.
Gesünder essen? Pffff, seit Jahren.
(Oh Gott, wenn ich das lese, sollte ich mir vielleicht vornehmen, nicht der langweiligste Streber auf Erden zu werden. Aber nein, da habe ich ja schon vorgesorgt. Wenn ich anfange, jahreszeitbezogene Fensterbilder mit Window Color zu malen, schlägt L. mich k.o.). 
Wenn ich etwas tun will, dann tue ich es. Oder ich lasse es. Oder ich kann mich nicht entscheiden und jammere. Aber ganz sicher nicht an einem bestimmten Datum.

Und ich hasse Silvester.
Diese übertriebene Erwartungshaltung, ein Jahr endet, ein neues beginnt, da muss doch die beste Party des Jahres her, unbedingt. Schon seit Wochen wird überlegt, geplant, genervt: wo gehen wir hin, wer geht noch mit, was ziehen wir an, entscheide dich, da müssen wir reservieren und wenn wir hinterher noch dahin wollen, dann müssen wir noch dem und dem Bescheid geben und uh, wir sind eh' schon so spät dran.

Ich bin ob des Überangebots an Möglichkeiten und der Wochen vorher ausbrechenden Hektik dann immer nur verwirrt. Ich weiß nicht, wo ich hin gehen soll, wünsche mir, dass nicht alle meine Freunde kollektiv den Verstand verlieren, damit wir uns wie üblich entspannt erstmal zum Essen treffen und dann einfach mal schauen können, verliere die Lust und verweigere mich total. Jedes Jahr. Und hatte auch noch nie das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Die besten Partys finden höchstens aus Versehen an Silvester statt. Und bei Teenagern, weil Teenager immer feiern können, ohne Rücksicht auf Verluste, scheißegal welcher Tag. Zumindest ich konnte das, jahrelang gab's zwischen Weihnachten und Silvester jeden Abend Drecksaufest, so hieß das bei uns, und auch zwischen 01. Januar und 24. Dezember gab's genügend Gründe zu feiern. Und ich glaube, die Teenager heute können das auch noch.

Schon Tage vorher traue ich mich kaum noch, Lebensmittel einkaufen zu gehen, weil in den Supermärkten Krieg herrscht, ich gerate in Schlachten um Raclette-& Fondue-Käse und die letzten Sektflaschen, dabei will ich bloss Kartoffeln.

Und wieso sollte es mir Spaß machen, stundenlang draussen zu frieren, mitten im Winter, und Feuerwerkskörper in die Luft zu jagen, die a) zu viel Lärm und Gestank produzieren, und b) unkontrolliert durch die Gegend ziehen? Tut mir leid, dass verstehe ich nicht, meine Ohren sind empfindlich und außerdem hab' ich dafür nie die richtigen Schuhe an. Die richtigen Schuhe für so was hab' ich nicht mal im Schrank und der ist voll mit Schuhen.
Bei uns zu Hause gab es auch nie Feuerwerk, meine Eltern haben sich vernünftigerweise geweigert, so einen Quatsch zu kaufen, und diese Haltung habe ich übernommen. Ich schwenke maximal eine Wunderkerze, das reicht mir. Oder gar nichts. Weil ich schon auf dem Sofa eingeschlafen bin - süße Träume und happy new year.


Aber diesen Vorsatz hier finde ich gut. Nicht für Silvester, sondern für jeden Tag:


(via pinterest)






Oder den hier. Wenn schon, denn schon, think big. Also, hier ist mein guter Vorsatz für 2012:
(via designworklife)



Ich werde mich dem internationalen Jet Set anschliessen. Aber nicht dem heutigen, kein Flavio Briatore und kein Billionaire  Club, kein Nikki Beach oder so.
Ich meine Truman Capote und seine Four Swans, Jackie Kennedy, Gunther Sachs. Ich möchte Turban & Kaftan tragen (möglich) und darin großartig aussehen (SEHR unwahrscheinlich), eine riesige Sonnenbrille auf der Nase und einen Gin Tonic in der Hand (machbar). In St. Tropez, auf Capri (müsste ich hinkommen, K. war da ja diesen Sommer schließlich auch), auf einer Yacht vor Monte Carlo (nicht einfach, ich werde seekrank), vor fünfzig Jahren (der schwierigste Teil).
Hmm, insgesamt eine Herausforderung. Aber wie gesagt: wenn schon, denn schon. Wenn ich schon an einem Vorsatz scheitere, dann an einem grandiosen, nicht an so was wie mehr Gemüse essen.

Kommentare

  1. Ganz großes Tennis!
    Sehen uns auf dem Sofa!

    Katja

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  2. Ich bin schreklich verliebt in Deine Schreibe, Du Coole, Du.

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  3. Wow, du sagst, was ich schon immer denke...

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  4. Und ich bin ganz verliebt in Euch, Ihr Süßen. Vielen Dank!
    Und Rike: der kleine Sandburgenhasser ist angekommen - Probleme mit der Hausnummer, tsts, diese Post... Dir: tausend Dank!

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  5. Silke, wie cool! Das freut mich mächtig. Warts ab! Ich werde die Post erneut auf die Probe stellen. Es bleibt also spannend...

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  6. Hihi, ich bin gespannt, liebe Rike. Und wenn Du's der Post ein bisschen einfacher machen willst: die Hausnummer ist 55, nicht 99 - sorry, ich kann ein echtes Sudelschweinchen sein...

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  7. Ich kann dir nur voll und ganz zustimmen! Die letzten paar Jahre hab ich Silvester verschlafen - und das war genau richtig so!
    LG Steffi

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  8. Ach Silke, wie so oft schreibst Du das, was ich denke, nur viel viel schöner und treffender! Ich hasse Silvester ebenso wie Du. Was macht diesen Tag zu etwas besonderem? Dass der Jahreskalender am nächsten Tag ein anderer ist? Dass das Jahr eins hochgezählt wird? Mh. Das sind alles keine Gründe für riesige ausschweifende Feiern, Essensgelage und ohrenbetäubenden Lärm. Silvester ist für uns nichts besonderes und wird es auch bleiben. Wenn ich genau an diesem Tag 22 Uhr ins Bett will, werde ich 22 Uhr ins Bett gehen. Da wird mich keiner dran hindern. Allerdings gibt es bei uns eine kleine Tradition: eine Rakete lassen wir in den Himmel steigen. Als Symbol für unsere kleine Familie. Und schwupps bin ich wieder drin am warmen Kamin (ohne gute Vorsätze)!

    Liebste Grüße, Sindy

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  9. Dann können wir uns ja alle aus der Ferne vom Sofa aus zuprosten. Mit Tee, Honigmilch, Bier, Sekt oder was auch immer!

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  10. Ohja, das machen wir. Ein Silvester ganz nach meinem Geschmack!! Liebe Silke, ich wünsche Dir einen wundervollen Tag!

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  11. Ich L I E B E diesen Post und deine Art zu schreiben sowieso!

    Danke!!!!
    Joanna

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  12. Oh Joanna, vielen Dank, ich erröte! Hab' wunderschöne Weihnachten, liebe Grüße, Silke

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