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Are you happy? Die Antwort.



Nein, bin ich nicht, zumindest nicht heute abend. 
Denn ich vermisse etwas, das ich liebe. Meinen Gürtel, den einzigen Gürtel, den ich in den letzten 8 oder 9 Jahren getragen habe. Und den meine Mutter in den 70ern getragen hat. Er ist so wunderschön, breit, braunes Leder, mit eingestanztem Muster und breiter Schnalle. Er passt zu absolut allem, ich würde ihn hier gerne zeigen (so eine Art Suchanzeige: hat jemand diesen Gürtel gesehen?), aber ich habe kein Foto.
Und jetzt ist er weg. Ich wollte ihn morgen tragen, aber er war nicht an seinem Platz, ich habe den ganzen Schrank durchwühlt, und der ist nicht besonders groß.


Und nun schwanke ich zwischen drei Gemütszuständen:


Trauer. Ich liebe diesen Gürtel, ich will keinen anderen, ich werde niemals wieder einen Gürtel tragen können. Keiner wird mich je so gut aussehen lassen können, wie er. Als ich ihn nicht finden konnte, habe ich Herzklopfen vor Angst bekommen und sofort kamen mir die Tränen. 
Und was wird meine Mutter sagen, wenn sie davon erfährt?


Ärger. Es ist doch nur ein Gürtel, stell' Dich gefälligst nicht so an. Du hast schon viel schlimmere Verluste erlitten, und überall auf der Welt verlieren Menschen in diesem Moment Liebe, Leben, geliebte Menschen, haben wirkliche Probleme. Und Du heulst wegen einem alten Stück Leder, verwöhntes Mädchen. Schäm' dich. Und das tue ich auch.


Optimismus. Er KANN gar nicht weg sein, wo sollte er denn hin? Er muss noch irgendwo in der Wohnung liegen, an einem Ort, an dem ich ihn nie vermuten würde, im Kühlschrank vielleicht (aber da ist er nicht). Ich bin in letzter Zeit nicht verreist, es hat auch niemand hier übernachtet, der nicht vertrauenswürdig war, und was sollten Handwerker mit meinem Gürtel? Ich werde ihn finden, ganz bestimmt.
In den Altkleidersack kann er nicht geraten sein, ich habe nur alte Sofakissen, zu klein gekaufte Schuhe und einen Hut entsorgt, das hätte ich doch gemerkt. (Wenn nicht, verdiene ich es, mit einem der hässlichen Dinger, die ich fortan als Gürtel tragen muss, verprügelt zu werden). Aber nein, das kann nicht sein.




Ach, ich gehe jetzt ins Bett und träume von meinem Gürtel. Vielleicht weiß ich morgen früh, wo ich noch suchen könnte.





Kommentare

  1. Liebe Silke!
    Ich hab grade eben deinen Blog entdeckt und er gefällt mir sehr gut! Außerdem tut es mir sehr leid, dass dein Gürtel weg ist, ich kann das gut verstehen, ich verwende auch nur alte Gürtel von meiner Mama (darunter einen, den sich sich im Interrail-Urlaub in Spanien 1976 mit ihrem Namen hat gravieren lassen - jetzt hab ich einen Gürtel wo "Renate" draufsteht wo ich doch Annika heiße) - viel Glück, dass dir gute Orte einfallen, wo du noch suchen kannst!

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  2. Danke, liebe Annika, das heitert mich schon ein bisschen auf, vielen Dank. Pass' nur gut auf Deine Gürtel auf, ich weiss jetzt, dass man sie verlieren kann. Wer verliert schon einen GÜRTEL, du meine Güte.
    Ich habe beschlossen, das Suchen sein zu lassen (ich wüsste auch nicht mehr wo, die Wohnung ist eher übersichtlich. Und ordentlich.), sondern zu finden. Irgendwann, irgendwo. Ha, wie groß wird dann die Freude sein. Und ich hege die Hoffnung, dass ich bis dahin so nach und nach vergesse, dass ich mal diesen wunderschönen Gürtel besass.

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