... ist es, den Geldbeutel zu verlieren. Was ich jetzt weiß: meine Multitaskingfähigkeiten sind doch eher begrenzt. Ich kann definitiv nicht mit einem Kopf voller Gedanken, zwei zu vollen Taschen und einem großen Paket in nur zwei Händen die Strasse entlang gehen, mich über Leute aufregen, die es gut finden, nebeneinander in aller Gemütsruhe die Straße entlang zu flanieren, gleichzeitig versuchen, das Paket zu öffnen, um herauszufinden, wie rot hochrote Wolle ist (sie ist wirklich hochrot) und dabei meinen Geldbeutel balancieren. Wieso hatte ich ihn überhaupt in der Hand? Wieso nicht in der Tasche, wo er hingehört?
Was ich kann, ist zu Hause alle Taschen umstülpen, den Tränen nahe auf die Strasse stürmen, die Strecke zur Postfiliale absuchen, dort desinteressiert abgespeist werden und dann nach Hause schleichen, in Gedanken eine Liste machend, was alles gesperrt und neu beantragt werden muss und was ich nie wieder bekommen werde. Neben den ganzen Karten auch viel auf andere Weise bedeutsames. Der hübsche Taschenspiegel, die Fotos von den Zwergen. Alte Kinokarten, ach ja, Black Swan, Ich sehe den Mann deiner Träume, Midnight in Paris und wie schön war es mit Juli Löwenzahn zu gucken. Die kleinen Papiervögelchen, die mir sagen, dass es dem morgigen Tag nicht seinen Kummer nimmt, wenn man sich sorgt, sondern nur dem heutigen seine Stärke und dass mich niemand ohne mein Einverständnis dazu bringen kann, mich minderwertig zu fühlen. Der kleine Schlüssel, der Glück bringt. Mein abgelaufener Personalausweis, den ich behalten habe, weil mir das Foto so gefällt. Alles weg für immer und nicht zu ersetzen. Ach, und der Geldbeutel selbst, so praktisch & geräumig, allen Kram krieg' ich da unter und so einen kriege ich hier auch nicht, ich habe in im letzten Jahr erst in North Carolina gekauft.
Umso toller ist es, wenn dann ein wahnsinnig netter Mensch vorm Haus steht, den Geldbeutel in der Hand, der gerade einen Zettel einwerfen will, weil das Monster nicht in den Briefkasten passt. Dankedankedankedankedanke!