Direkt zum Hauptbereich

Die Kunst sich etwas schön zu reden


Heute ist Herbst. Gestern war Herbst. Richtig Herbst. Vielleicht kommt ja nochmal so ein bisschen Sommer, an den ich mich klammern kann - ich bin noch nicht bereit für's rumhöhlen, ich bin ein Sommermädchen, ich mag Eis essen, Sommerkleid & Sandalen tragen, nachts im Park liegen - und im letzten Jahr hatten wir diesen wunderbaren goldenen Oktober,  aber eins ist klar: alles klammern nützt nichts, der Sommer will nicht bleiben. Es ist schon wieder dunkel, wenn der Wecker klingelt. Auch an Tagen, die irgendwann warm werden, brauche ich eine Jacke, wenn ich morgens das Haus verlasse. Es ist keine gute Idee, den Schirm zu vergessen, eine umso bessere hingegen, einen Schal zu tragen. Nackte Beine, offene Schuhe? Schwierig, schwierig. (Ich frage mich immer, was das bloss für Leute sind, die fröhlich in T-Shirts und Sandalen durch die Gegend laufen, während ich mich schon in Wolle wickle. Haben die oder habe ich einen genetischen Defekt?)

Das einzige, was jetzt noch geht: den Herbst schön reden. Ist ja voll gemütlich und so, das Rumhöhlen. Viel besser als den ganzen Tag im Sommerkleid herumzulaufen und Melonen zu essen. (Pffff, netter Versuch.)
Auf sonnig warme Wochenenden hoffen.
Und an das Essen denken, für dass es im Sommer viel zu heiss ist.

Ein Chili ohne Mais. Igitt, Mais. Seit ich als Kind mitansehen musste, wie eine ganze Menge davon nach einer Maiskolben-Orgie meine Schwester durch Mund und Nase verlassen hat, kann ich keinen Mais mehr essen.


Ein Blech Apfelkuchen. Ja, Apfelkuchen backen macht Spass. Wenn man das Backpulver nicht vergisst.


Okkas gebrannte Mandeln. Die auch als gebrannte gemischte Nüsse hervorragend sind.

Okkas Vanilleküchlein. Auch wenn sich bei meinen die Vanille oben absetzt, so dass es aussieht, als hätte ich sie gepfeffert.

(Hm, sieht so aus, als würde mich Okka durch den Winter bringen - danke dafür, Lebensretterin!)

Überhaupt, die warmen, klebrigen, süssen Nachtische, an die man im Sommer nicht denken mag, weil man nur von Capri und Flutschfinger und Slush Puppies und dem nächsten Besuch in der Eisdiele träumt. Jetzt schlägt wieder die Stunde von Marzipan und Zimt und Karamell.

Karamellcreme. Für die einfachste Karamellcreme der Welt muss man nur im Supermarkt ganz viele Dosen gezuckerte Kondensmilch kaufen. Am besten russische. Dann stellt man die in einen großen Topf voller Wasser, bringt dieses zum Kochen und lässt die Dosen dann ungefähr drei Stunden vor sich hin kochen. Weiss ja eigentlich jeder. Und, clickediclick it's magic, ist in den Dosen Karamellcreme. Karamellcreme, die man auf's Brot schmieren kann. Die man auf Blätterteig verteilen kann, bevor man Apfel-, Birnen- oder Nektarinenspalten darauf legt und das Ganze in den Ofen schiebt. Die man löffelweise essen kann. Die hervorragend zu Vanilleeis passt. Die man abwechselnd mit Kekskrümeln, Bananenscheiben und saurer Sahne oder Joghurt in Gläser schichten kann. Und bestimmt ist sie noch zu hunderttausend anderen Sachen zu gebrauchen.

Die weltbesten Schokoladentörtchen. Mit flüssigem Kern. Oh ja. Das Rezept stammt aus diesem Buch und ich liebe es sehr.



Man braucht:
4 Schokoladentrüffel. Solche, die man mag. Und es ist verdammt schwer, welche zu finden, die nicht nach Alkohol oder Kaffee schmecken. Ganz wichtig: vier verschiedene nehmen, dann kann man Flüssiges-Trüffelherz-Russisch-Roulette spielen. Man weiss ja nicht, welche Geschmacksrichtung man erwischt. Vanille? Marzipan? Dunkle Schokolade? Ein echter Nachtischkrimi...

150 Gramm Schokolade. Tim sagt, Bitterschokolade, ich habe Halbbitter mit 50% Kakao genommen. (Natürlich von Ritter Sport, weil Ritter Sport die beste Schokolade ist. Fertig.)

Und sonst:
80 Gramm Butter.
3 Eier. 1 Eigelb.
120 Gramm Zucker. (Ich habe ein bisschen reduziert, von 160 auf 120 Gramm. Merkt kein Mensch.)
90 Gramm Mehl.
Butter und Zucker für die Förmchen.

1. Trüffel kurz ins Gefrierfach legen. So 10 bis 15 Minuten. Backofen auf 180 Grad vorheizen. 4 kleine Förmchen (meine haben einen Durchmesser von 9 cm und sind 4,5 cm hoch) mit Butter einfetten und Zucker ausstreuen.
2. Schokolade in Stücke brechen und überm Wasserbad schmelzen. Nach und nach die Butter in die geschmolzene Schokolade einrühren.
3.  Eier, Eigelb und Zucker in einer Schüssel ca. 5 Minuten schaumig rühren.
4.  Schokolade langsam in die Eiercreme geben und unterrühren. Mehl darüber sieben und ebenfalls unterrühren.
5. Die Förmchen zur Hälfte mit Schokomasse füllen, dann jeweils einen Schokotrüffel hinein drücken und mit der restlichen Masse bedecken.
6. 20 bis 25 Minuten backen und warm servieren.
7. Essen. Entweder direkt ins flüssige Trüffelherz pieksen, um zu entdecken, welche Geschmacksrichtung man nun erwischt hat (ich). Oder um den Trüffel herum essen & sich den flüssigen Kern für den Schluss aufzuheben. Denn der ist das Beste und das Beste isst man zum Schluss (er).
In jedem Fall: die besten Schokoküchlein der Welt. Auch weil man sie nach 2 Tagen einfach noch mal im Ofen warm machen kann und der Trüffelkern dann wieder flüssig wird. Yay. 



Okay, also das mit dem Essen ist geklärt. Essen im Herbst ist toll. Jetzt muss ich mir nur noch den ganzen Rest schön reden.

Kommentare

  1. Oh, es wird hier auch öffentlich geschlemmt - damit gehörst du dann in meiner Ordnung nun eigentlich zwischen Küche und Wohnzimmer. Nach Schokolade ist mir in letzter Zeit auch wieder verstärkt...

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Zwischen Küche und Wohnzimmer - passt. Im Herbst/Winter würde ich mich allerdings am allerallerallerliebsten nur zwischen Küche und Schlafzimmer pendeln. Ach ja, Träume...

      Löschen
  2. Liebe Silke,
    ich lese Deine Posts so gerne, teile Deine Meinung recht häufig und Deinen Humor eigenlich immer. I like!
    Genau dasselbe Herbst-Ding dachte ich gestern: Feststellung: Herbst; (heute immer noch; gar noch mehr - es muss geheizt werden) erstmalig meinen neuen warmen Herbstmantel sinnvoll ausgeführt und dann diese Leute in T-Shirt und Shorts (!!!) Ohne Strumpf selbstredend. WHAT??
    Und, ja: nun kann man dann auch wieder Zimt. Und warme Schoko. Mjam. Chili, gute Idee. Mir zuvorderst eine Hühnerbrühe, da ich herbstgemäß virusinfiziert mit Taschentücherbergen unter der Bettdecke.
    Auf bald!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Nicole, erstmal vielen Dank für die schönen Komplimente und vor allem: gute Besserung - ich hab' das Gefühl, bei mir ist auch was im Anzug und die Hühnerbrühe ist eine hervorragende Idee.
      Und diese Leute in Shorts und Flip Flops, ich werde sie nie verstehen. Ich versuch's gar nicht mehr, das ist eins der großen Rätsel des Universums, die wohl auf ewig ungelöst bleiben... Solange sie mich nicht zwingen, auch mit blauen Beinen durch die Gegend zu zittern...

      Löschen
  3. Ich mag couchen. Und ab jetzt Rumhöhlen. Welch wunderbares Wort. Ich bin wohl Herbstmensch. Endöich darf ich zuhause bleiben, es mir muggelig machen, ohne schlechtes Gewissen, draußen bei gutem Wetter was zu verpassen.
    Und jetzt noch was leckeres für Bauch und Kopf. Hmmm.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Darauf werde ich auch hinarbeiten, irgendwann ist das einigeln & rumhöhlen dann auch ganz schön, nur der Übergang fällt mir so schwer. Und mir fehlt das Licht, und wie mir das fehlt.

      Löschen
  4. Hallo Silke,

    gerade prasselt bei mir der Regen gegen die Scheibe: Ja, der Herbst kommt. Ich mag es, endlich wieder meine bunten Schals und Tücher zu tragen, aber ich mag morgends nicht aufstehen, weil es unter der Decke so warm und gemütlich und in der Wohnung so kühl ist (unsere Heizung spinnt zu alledem gerade...).
    Die Sache mit dem Essen kan ich nachvollziehen. Heute hatte ich einen leckeren Apfelcrumble und am Sonntags solls seit langem mal wieder einen Schmortopf geben.
    Schade nur, dass ich die schönen Nachmittagsstunden der letzten Woche am Schreibtisch und nicht auf der Liege im Hof verbracht habe.

    lg
    Esther

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Oh, Apfelcrumble und Schmortopf - klingt gut, wirklich gut. Auch wenn's für mich keinen adäquaten Ersatz für Sonnenstunden im Freien gibt, das kommt doch verdammt nah ran. Lass' es Dir auf jeden Fall schmecken, liebe Esther!!

      Löschen
  5. Liebe Silke,
    du sprichst mir aus dem Herzen mit dem Herbstthema... Ich bin auch ein Sommermädchen und jedes Jahr auf's Neue platt wie schnell er vorbei ist. Alles Jammern nützt nix - leider. Aber das mit dem Essen & dem Herbst ist eine gute Sache ;-) Habe auch schon den 2. Apfelkuchen gebacken, das erste Gulasch gekocht und die letzten beide Wochenenden schon Hühnersuppe auf dem Herd gehabt. Das ist im Herbst / Winter Standard: Am Wochenende gibt's immer einen großen Pott Suppe. Ist toll, wenn man vom Spazieren gehen nach Hause kommt. Oder wenn die Kids zwischendurch hungrig sind oder vor dem "richtigen" Essen ein Tässchen davon. Also: Ohren anlegen und durch, durch Herbst & Winter - der nächste Sommer kommt bestimmt und nach dem Sommer ist VOR dem Sommer!!

    Es grüßt ganz herzlich deine "Leidensgenossin" Jule

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das Glückspaket zum Wochenende

(Illustration von Anke Weckmann ) Wochenende, yippie yippie yeah, Krawall und Remmidemmi. Nein, eher nicht. Ich verkomme gerade zur langweiligen Wochenend-Spießerin, ich brauche Ruhe. Auch wenn ich ein wenig neidisch bin auf Okka , Marlene , Steffi und alle anderen, die am Wochenende blogshopen (habt viel Spaß), ist für mich weniger Action mehr. Wenn nicht alles. Was mich also glücklich machen soll: - Filme. Die Liste der Filme, die ich im Kino verpasst habe, aber unbedingt sehen will, wird immer länger. The King's Speech. Shutter Island. New York, I love you. Whatever works. A Single Man. True Grit. V iel zu viel für ein Wochenende, ich sehe mich schon in der Videothek sehen, die Hände voll mit diesen Schildchen und stundenlang überlegen, welchen Film ich denn nun am dringensten sehen will, welcher dazu passen könnte, ob mir mehr nach lustig, rührend, spannend oder absurd zu Mute ist. Dann, wenn die Leute schon komisch gucken, weil ich ständig hin- und herlaufe und mit m

november rain

Ich hab' den Winter-Blues. Der November ist da und er hat ein paar finstere Gesellen mitgebracht: Kälte, Dunkelheit, Nebel und den düsteren Gedanken, dass das bis April so weitergeht. Ich bin kein Wintermensch. So gar nicht. Ich mag heiße Bäder und riesige Portionen Chili mit Kürbis und am Sonntag Abend um 20 Uhr im Bett liegen und Tatort gucken. Aber ich würde das alles ohne eine Sekunde nachzudenken für helle Tage, laue Nächte und Bauchweh vom vielen Eis essen aufgeben.   Vor allem das Aufstehen ist hart. Wie bitte, es ist schon Zeit? Du spinnst ja, guck' doch mal raus! Ist noch total dunkel, es ist noch mitten in der Nacht! Wieso kann ich keinen Winterschlaf machen? Was ein bisschen helfen kann, aber wirklich nur ein bisschen, ist Musik. Hier mein Instant-Gute-Laune-Tape. Albern, laut, zum rumhüpfen im Bad. Ganz wichtig, um an den Tagen, an denen das Badezimmer von innen zufriert, ein bisschen warm zu werden.  Und sollte die Laune weiter im Keller sein, dann hilf

Hoffnung und Liebe

23.02., 16 Uhr, alles ruhig in der Armbeuge 23.02., 17 Uhr, waaaaah! 24.02., 7 Uhr, es ist immer noch da. Nach dem Geburtstagsessen meines Schwagers (es gab den Himalaya aus Kässpätzle mit einem Nebengebirge aus geschmälzten Zwiebeln, diese gutbürgerlichen Restaurants immer, als gäb's nie wieder was zu Essen), Monster malen ("ich mal Fresso und du Glotzer"), Fratzen-Fotos und Sofa schleudern mit den Kindern, wollte ich eigentlich nur kurz ins Tattoo-Studio, um mich nach einem Termin zu erkundigen und dann schnell nach Hause, ich fühlte mich wie Fresso (ich habe das Kässpätzle-Zwiebel-Gebirge selbstverständlich aufgegessen). Der nette junge Mann warf nur einen kurzen Blick auf meinen Entwurf, zog die Augenbrauen hoch und sagte: "Des kann man schon machen, aber eigentlich geht Tattoo anders." Und "Termin brauchsch' dafür net, Termin brauchsch' nur für richtige Tattoo, des mach' ich glei, mir isch eh' langweilig." Das ist