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Fragen über Fragen.

Okka und Steffi sind unglaublich. Erst kamen sie mit den schönen Glückspaketen um die Ecke und nun mit10 Fragen. Weil auch diese Idee ganz großes Kino ist (und ich unglaublich gerne solche Fragen beantworte), haben Rike von Lykkelig  und ich uns gedacht, wir probieren das auch mal. Hier sind nun also Rikes Fragen an mich.



Und wie geht’s dem dämlichen Riss bei Euch in der Mauer? 


Ah, mein Lieblingsthema, mein einziges Thema die letzten Wochen, die Erbse, die mich zwickt, egal auf wieviele Matratzen ich mich bette. Der Riss ist noch da, aber ich warte täglich, stündlich, minütlich, sekündlich darauf, dass der Fugentechniker (Berufe gibt’s) kommt und ihn irgendwie zuspachtelt. Ich warte, während ich im Büro sitze, ich warte, während ich unterrichte, ich warte, während ich auf dem Sofa sitze und trübsinnig die feuchte Ecke anstarre, ich warte, während ich schlafe und davon träume. Dazu ist noch ein Wasserschaden in der Küche gekommen, der Warmwasserspeicher war undicht und hat über Jahre hinweg Wasser in die Küchenwand abgegeben. Jetzt steht da ein freundlich brummendes Trocknungsgerät und dann ist hoffentlich, hoffentlich, hoffentlich der Spuk bald vorüber. Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr, ich bin ein Nervenbündel. Dauernd klingelt irgendwer oder es ruft irgendwer an, ich habe schon geträumt, dass meine Wohnung so eine Art Schuhkarton mit durchweichten Pappwänden ist, in der ich ertrinke.

Scheißwetter draußen, nech? Meine Laune ist jedenfalls im Keller. Was rätst Du mir gegen Winterblues?


Hm, eigentlich würde ich Dir ja zu einem schönen Schaumbad raten. Mache ich jeden Freitag vorm Schlafengehen. Ich liebe die Lush Bubble Bars, vor allem Creamy Candy und Blue Skies & Fluffy White Clouds (ach, dieser Name...) und gerade gibt es als limitierte Edition den Magic Mushroom, einen kleinen Erdbeer-Vanille-Pilz. 

Ein Schaumbad, eine Klatschzeitschrift (diese  Woche werde ich also mit Heidi & Seal plantschen), Pepsi Light und schwermütige Musik - gib' mir das und ich bin glücklich.
Aber Du bist ja kein Badefan, also muss was anderes her.  Was ich auch toll finde: ins Danarium gehen, kennst Du das? Das ist so eine Art Mädchensauna, bis 65 °C Grad warm und mit erträglicher Luftfeuchtigkeit, was unglaublich entspannend ist. Ich war mal in einem, da gab' es ganz viele kleine Kabinen (man saß also auch nicht nackt mit 40 Fremden rum), buntes Licht, schöne Musik und es hat nach Vanille oder Zimt oder gerösteten Haselnüssen gerochen, nicht nach oller Fichtennadel oder Eukalyptus. Ich glaube, so muss sich ein Plätzchen im Ofen fühlen. Also wenn Du in Hamburg eins findest: ausprobieren!


Drei Worte, die dein aktuelles Leben beschreiben? 


Auf dem Weg.

Biste eigentlich ne gute Köchin? Oder klingelt bei Dir täglich der Lieferservice?


Also ich koche, oft und gerne, das steht mal fest. Eigentlich jeden Tag, weil ich vor ein paar Jahren entschieden habe, keinen Müll mehr zu essen. Alltagsküche, bitte einfach, bitte schnell. Gemüsesuppe ohne Rezept, ganz viel Gemüse kleinschneiden, in einen Topf tun, Brühe dazu, Kichererbsen oder Nudeln dazu, Gewürze dazu, fertig. Oder Nudeln mit Sojabolognese. Oder Chili. Lieblingsessen, oder wie Du so schön sagst: Couch Culinaria.

Für Besuch hole ich dann aber doch die Kochbücher (sehr gerne das. Oder das, da sind sehr tolle Suppen- und Curryrezepte drin. Oder auch das, das ist so wunderschön. Ach, ich MAG Kochbücher!) raus und benutze mehr als einen Topf und auch das klappt ganz gut.
Der Lieferservice klingelt nur manchmal. Wenn einer meiner Neffen da ist und wir Pizzahunger kriegen. 

Was wolltest Du werden, als Du eine lütte Deern warst (das sagt man hier so in Hamburg)? Und was ist jetzt daraus geworden?


Ich kann mich nicht daran erinnern, als Kind einen konkreten Berufswunsch gehabt zu haben. Ich glaube, eine Zeitlang wollte ich Modedesignerin werden, weil ich gerne Mädchen in schönen Kleidern gemalt habe (hätte ich das Sagen gehabt, hätten alle Frauen Reifröcke tragen müssen). Ansonsten war ich sehr lange sehr unentschlossen, bis zum Abitur hatte ich überhaupt keine Ahnung, was ich machen will. Und auch danach erstmal nicht. Krankenschwester stand jedenfalls nicht auf dem Plan, ich hatte noch nicht mal jemanden im Krankenhaus besucht. Und Lehrerin auch nicht. Wie es dann dazu kam? Nach dem Abi habe ich ein FSJ in einem Krankenhaus gemacht, weil ich unbedingt in das Wohnheim ziehen wollte, wo der junge Mann seinen Zivi gemacht hat, in den ich unglaublich verliebt war. Ziemlich bescheuerte Motivation, wenn ich so darüber nachdenke. Nach dem FSJ hatte ich ein gebrochenes Herz und es stand fest, dass ich AUF GAR KEINEN FALL Krankenschwester werden will, ich bin doch nicht blöd, also habe ich begonnen Soziologie und englische und amerikanische Literatur zu studieren. Nach kurzer Zeit habe ich entschieden, dass ich das AUF GAR KEINEN FALL studieren will, weil Soziologen einen Knall haben und überhaupt, Krankenschwester doch ein ganz schöner Beruf ist. Ist es auch, wirklich. Aber nicht für ein ganzes Berufsleben. Meine Eltern hat es sehr gefreut, dass ich dann Pflegepädagogik studiert habe, wozu sonst das Abitur.

Aber noch heute frage ich mich ab und zu, wie konnte das denn passieren, Moment mal, wollte ich das überhaupt? Manchmal überfällt mich diese Frage in SEHR unpassenden Momenten, zum Beispiel mitten im Unterricht. Dann breche ich mitten im Satz ab, muss mich umgucken, kurz den Kopf schütteln und versuchen, den Faden wieder zu finden. Die Schüler denken dann sicher immer, dass ich vergessen habe, meine Pillen zu nehmen.

Könntest Du Dir vorstellen nach Australien auszuwandern? 


Nein, eher nicht. Vor allem seit meine Freundin S mir gestern in der Mittagspause erzählt hat, dass es überall in Australien riesige Spinnen gibt. Wirklich RIESIGE. Auch in den Städten. Brrrr. Riesige Spinnen sind für mich ein guter Grund, NICHT an einen Ort zu ziehen. Ich würde gerne nach Hawaii auswandern, da habe ich keine Riesenspinnen getroffen, nur Geckos. Und die stören mich nicht. Außerdem ist es da so unglaublich schön, guck' mal, so sieht's da aus:




Die Strassen haben ulkige Namen.



Man kann betrunkene Japaner am Strand finden. Ob man sie behalten darf, weiß ich nicht.



Aber ich weiß nicht, ob ich überhaupt auswandern will. Ich glaube, mir würde zuvieles fehlen.

Dein größter Luxus? 


Das Wasserbett. Mein Schlafzimmer hat keine Heizung, also waren im Winter stets Wärmeunterlage, Wärmflasche und dicke Socken meine Bettgefährten. Als Freunde von mir dann vor 2 Jahren in die USA ausgewandert sind, haben sie mich gefragt, ob ich nicht ihr riesiges Wasserbett übernehmen wollte. Selbstverständlich wollte ich das und seither schlafe ich auf gemütlichen 27°C. Ich glaube, im Himmel gibt es Wasserbetten für alle. 

Mit welcher Persönlichkeit würdest Du gerne mal einen trinken gehen? Und was würdest Du bestellen?


 Was ich bestelle weiß ich schon: Gin Tonic. Mein alltime favourite, der perfekte Drink. 
Wen ich treffen will, puh, das ist schon schwieriger, ich weiß gar nicht, OB ich überhaupt jemanden treffen möchte, den ich so richtig richtig toll finde. Vor allem, weil ich furchtbare Angst hätte, mich total zu blamieren. Dass ich kein Wort herausbringen oder völligen Schwachsinn reden oder hinfallen würde. Dass ich dann mit dem Wissen leben müsste, dass diese wahnsinnig tolle Person am nächsten Tag allen erzählt, wie furchtbar der Abend mit mir war. Allein der Gedanke, dass zum Beispiel Gary Oldman über seinem Morgenkaffee die Augen verdreht und zu seiner Frau sagt, sei froh, dass du da nicht mit musstest, honey, das war der schlimmste Abend meines Lebens, lässt mich erröten.
Oder, auch schrecklichschrecklichschrecklich, ich müsste feststellen, dass diese wahnsinnig tolle Person in Wahrheit ein totaler Arsch oder völlig langweilig ist. Das würde mich fertig machen.
Also lebe ich diese Begegnungen lieber in meiner Phantasie aus.


Wovon träumst Du?

Meine Freundin S, die mit den Spinnen, und ich haben einen Plan B, über den wir immer reden, wenn uns die Arbeit nervt. Es ist aber eigentlich gar kein Plan, weil wir gar keinen Plan haben, wie das gehen könnte, sondern ein Traum. Also Traum B. Wir sitzen dann in unserem Lieblingslokal, trinken heißen Ingwer und malen uns alles aus: wir schmeißen unsere Jobs hin und machen eine Tagesbar auf, ab halb zehn kann man bei uns frühstücken, Muffins, Waffeln, Porridge, Marmelade, zum Mittagessen gibt es verschiedene Suppen und Sandwiches, nachmittags Cookies, Muffins, Blechkuchen und um 18 Uhr machen wir zu. Wir backen und kochen selbst und bei uns werden alle satt, auch Leute, die sonst nie satt werden, weil sie so vieles nicht vertragen. So wie Sabine. Oder weil sie Vegetarier oder Veganer oder so sind. Vielleicht sogar Frutarier, aber die wirklich nur vielleicht. Also gibt es nur Sachen ohne Geschmacksverstärker, Aromen, Weizen, Zitrone und man kann sich aussuchen, welches Gemüse auf's Brot und welche Milch in den Kaffee oder Tee soll, und so weiter. Ein bisschen wie bei Harry & Sally, bei uns gibt es ganz viele Extrateller.

Außerdem träume ich davon, mehr Zeit zu haben,ich würde gerne den Nachmittag um zwei Stunden verlängern, ich könnte dann in Ruhe arbeiten und pünktlich Feierabend machen und hätte trotzdem noch genügend Zeit für mich und die Sachen, die ich gerne intensiver und häufiger machen würde. Zum Beispiel schreiben. Oder lesen. Oder ausgehen. Oder. Oder. Oder.


PS: Ja, ich kann richtig tippen. Ich musste in der 7. Klasse einen Kurs im Maschineschreiben bei einer kaufmännischen Privatschule machen. Ein paar Klassenkameradinnen und ich saßen also monatelang an den Freitagnachmittagen vor altertümlichen Schreibmaschinen und eine strenge Frau hat uns mit Zehn-Minuten-Schreiben und Briefen gequält. Das war ein Klappern, sowohl der Zähne als auch der Tasten, am Schluss gab's eine Prüfung und ein Zertifikat. Da hab' ich wirklich mal was für's Leben gelernt. Etwas, das ich tatsächlich auch gebrauchen kann.





Kommentare

  1. Ach wie schön, da hol ich mir doch glatt mal einen frischen Tee und freue mich auf Deine Antworten!

    Ich finde diese Frage/Antwort-Sache auch super schön und habe beschlossen, jeden Brief an Dich mit einer Frage zu schließen. Magst Du?

    Der letzte schöne Brief von mir ist schon ewig her .... Ich habe Dich bzw den Brief aber täglich im Kopf. Es scheint, als müsste ich mir wirklich noch einen geeigneten Platz am Tag suchen, an dem ich in Ruhe Briefe schreiben kann. Gar nicht so einfach .. Eine Email oder einen Kommentar tippe ich nebenher bei der Arbeit (räusper), aber ein Brief bedarf größerer Aufmerksamkeit und Ruhe. Ich arbeite an mir, versprochen.

    Liebste Grüße, Sindy

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  2. Hey liebe Silke,
    wie schön Euer fragendes Glückspaket... Machen Frau Heuberg und ich siet letzter Woche auch... schon gesehen?
    Findes es total spannend und hab jede Zeile genossen... Lese dich einfach soooo gerne!

    Ein Knaller-Wochenende udn die allerbesten Grüße
    Jules

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  3. Weißt Du wie doll ich mich heute morgen auf Deine Antworten gefreut hab. Ich hab sie noch im Bett mit müden Augen gelesen und mit mit einem großen Strahlen aufgestanden - you made my day. Bin mit Dir auf dem Weg...

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  4. Liebe Sindy, eine wunderbare Idee, Briefe mit Fragen zu beginnen - ich freu' mich drauf, egal wann der Brief kommt, mach' Dir keinen Stress. Mir geht's ja genau so, momentan absorbiert die Wohnungsproblematik meine ganze Energie, puh.

    Jules, großes Kino bei Frau Heuberg und Dir - dieses Frage-Antwort-Spiel macht einfach Spaß, ob beim Schreiben oder Lesen. Schönes Wochenende!

    Ach, Rike, danke! Deine Antworten waren auch das Erste, nach dem ich geguckt habe. Und es beruhigt mich, dass Du auch vom Boden isst... Umarmung nach Hamburg!

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  5. Ach Silke, ich wünsche Dir gute Nerven und eine baldige Lösung hinsichtlich der Wohnungsproblematik .. Das ist ja alles blöd!
    Freitag war ein guter, aber kalter Tag und so entstand der angekündigte Brief mit der ersten Frage. Ein wunderbares Gefühl, ihn in den Briefkasten zu stecken!

    Hab noch einen schönen Sonntag, Sindy

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