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FFF - Frage Foto Freitag - Kleidergeschichten



Dieses Kleid gab es in zwei Versionen, ein kleines für meine Schwester und ein etwas grösseres für mich. Meine Mutter hat uns oft im Partnerlook gekleidet und sie hat einen grossartigen Job gemacht. Egal wie oft und wie tief ich in den Fotokisten wühle, es gibt kein einziges Bild, auf dem ich bescheuert angezogen wäre. Ich meine, es gibt reichlich Bilder, auf denen ich bescheuert angezogen bin, aber keines davon stammt aus der Zeit, in der meine Mutter meine Kleider bestimmt hat. Jetzt hängt das Kleid bei mir im Flur und ich warte nur auf den Moment, in dem meine kleine Nichte beschliesst, dass es jetzt ihr gehört, weil Kleider zum tragen und nicht zum rumhängen da sind. Ich habe ein bisschen Angst, dieses Kind weiss sich nämlich durchzusetzen, verdammnomal.


Noch ein Erinnerungsstück. An jemanden, an den ich mich gar nicht wirklich erinnern kann, eine Grosstante mütterlicherseits. Ich weiss nicht mal, wie sie hieß, sie war immer nur "die Tante". Sie lebte mit ihrem Mann in Augsburg und ich weiss noch, dass wir sie mal besucht haben. Im Haus roch es nach alten Leuten und wir sind in einem Park spazieren gewesen. Vor ein paar Jahren ist sie gestorben und das Haus musste entrümpelt werden. Ich bin einmal mitgefahren, es roch immer noch nach alten Leuten, und am Abend sass ich mit drei Müllsäcken voller Klamotten in meinem Wohnzimmer, die gesichtet werden mussten. Von diesen drei Säcken sind zwei Stücke übrig geblieben: eine weiße Bluse und dieses Häkelshirt. Die Tante hat es selbst gehäkelt, es sieht wunderschön aus, ich trage es furchtbar gerne und jedes Mal denke ich 'Wahnsinn, dass jemand das mit einer Nadel und ein bisschen Wolle hinkriegt'.



An manchen Tagen braucht man eine Uniform. Das sind Tage, an denen man sich am liebsten im Bett verkriechen würde, es aber nicht kann, weil die Arbeit ruft und das Studium sowieso. Tage, an denen man aus dem Nichts fiesen Ausschlag am Kinn hat und ein paar sehr lange, dunkle Haare an der Wange sprießen (wo kommen die denn her???). Tage, an denen nichts gut aussieht, weil man sich so unsicher und unperfekt und unhübsch fühlt. Meine Uniform: diese Lieblingsjeans. Von Acne. Aus dem Second Hand Shop für 20 Euro. Ich ziehe sie an und sie sagt "dir kann nichts passieren, Schatz, ich kümmer' mich um dich und mach' das du gut aussiehst, auch wenn dir langsam ein Bart wächst". Danke dafür. Auch wenn ich vom Sommer und luftigen Kleidern träume. 



Ui, gleich zwei Hochzeitskleider, dabei bin ich nicht mal verheiratet.
Das erste, das grüne habe ich im letzten Sommer getragen, die erste Hochzeit zu der wir gefahren sind, überhaupt das erste Mal, das wir zusammen irgendwo hingefahren sind. Es war ein grossartiges Wochenende, Sonnenschein, ein riesiger Blumengarten, glückliche Menschen, ein grosses Fest. Ich habe Gin Tonic getrunken und Grappa, jemand hat mir etwas von seiner selbsterfundenen Martini-Rotwein-Cola-Mischung über die weissen Schuhe gekippt und dann musste ich ins Bett gebracht werden. Es war also ganz wundervoll und ich fand, dass wir das tollste Paar überhaupt waren. Sorry, Brautpaar.



Das zweite werde ich im Sommer auf der Hochzeit von Freunden tragen (also voraussichtlich, wenn mir bis Juni nicht noch ein schöneres über den Weg läuft) und wir werden wieder das tollste Paar sein, Gin Tonic trinken, aber ich werde mir die Schuhe hoffentlich nicht bekleckern. Auch wenn ich weiss, wie ich sie wieder sauber kriege.



Kommentare

  1. Hallo Silke!!!

    Das sieht alles sehr interessant aus :)...mit der Jeans-Uniform kann ich persönlich nicht so arg viel anfangen (viele schlechte Kindheitserinnerungen mit weißen Blusen und blauen Jeans und Kirche üben da doch immer noch unterschwellig Einfluss), aber nachvollziehen kann ich es 100% und sieht bestimmt auch sehr gut aus :).
    Mehr so Bilder, jaaaaaaaaaaaaa!!!!

    Jetzt erstmal ein gaaaaaaaanz schönes Wochenende, wenn es dann endlich so weit ist!

    Viele liebe Grüße

    Julia

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  2. Komm bald wieder, liebe Silke. :)
    Liebste Grüße
    Katja

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    Antworten
    1. Liebe Katja,
      das will ich, unbedingt. Und ich werde mir Mühe geben, mal gucken, wann ich's schaffe. Vielleicht kriege ich ja zu Ostern ein paar Extrastunden geschenkt...
      Allerliebst, Silke

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